Sportlich gesehen gilt Stefan Burkhalter als Dinosaurier. Im Sommer wird der Landwirt 49 Jahre alt. Schon in der letzten Saison dachte er über den Rücktritt nach, nun sei die Zeit definitiv gekommen, um die Zwilchhosen an den Nagel zu hängen. Beim Treffen auf seinem Hof im Thurgau spricht Stefan Burkhalter über...
Das Älterwerden
Ein spezielles Training seines Alters wegen? Da winkt Burkhalter ab. «Beim Kreuzheben kommen immer noch 200 Kilo drauf!» Mit den Jungen möge er gut mithalten. Allerdings braucht er deutlich mehr Erholungszeit als in früheren Jahren. Zudem mache ihm Arthrose in den Händen zu schaffen. «Ich dachte immer, ich sei absolut schmerzresistent. Aber da habe ich mich leider getäuscht.»
Seine letzte Saison
«Auch nach über 30 Jahren im Sägemehl kribbelt es vor dem Wettkampf noch», erzählt der leidenschaftliche Jasser. Diese Saison will der Thurgauer entspannt angehen. «Ich muss ja keinem mehr was beweisen.» Ziele setzt sich der 111-fache Kranzgewinner aber trotzdem: «Es wäre super, am Nordostschweizer zusammen mit meinem Sohn nochmal einen Kranz zu machen. Das wäre für unsere gemeinsame Zeit als Schwinger ein schöner Abschluss.»
Kommentar
Seine Karrierehighlights
Fast auf den Tag genau vor 29 Jahren, am 1. Mai 1994, gewann der damals 19-jährige Stefan Burkhalter seinen ersten Kranz am Thurgauer Kantonalschwingfest. Über Hundert sollten bis zum heutigen Tag noch folgen. Zehnmal stand er an einem Eidgenössischen im Sägemehl. Besonders der Einmarsch in Pratteln, an seinem letzten ESAF, wird «Burki» noch lange in Erinnerung bleiben. Damals schritt er Seite an Seite mit seinem Sohn Thomas (20) vor 50’000 Zuschauern in die Arena ein. «Das war ein Hühnerhautmoment. Thomas stand vor mir. Ich sah, dass seine Knie richtig schlotterten und musste ein wenig lächeln. Aber ehrlich gesagt, erging es mir genau gleich. Meine Beine waren wie Wackelpudding. So ein Einmarsch, das ist wahnsinnig eindrücklich.»
Das Schwingen mit seinem Sohn
Thomas ist der Grund, warum Stefan Burkhalter nicht schon vom Schwingsport zurückgetreten ist. Im letzten Jahr überzeugte der Sohnemann den Vater, doch noch eine Saison dranzuhängen, weil es so schön sei, zu zweit an die Feste zu reisen. Vater Stefan kann ihm nur beipflichten. «Es ist besonders, diese Erfahrungen miteinander zu teilen. Mittlerweile bin ich aber nervöser, wenn der Junior im Ring steht, als wenn ich selbst antreten muss.»
Sein Karriereende
Der Moment wird kommen, da Stefan Burkhalter zum allerletzten Mal aus dem Sägemehlring steigt. Wie sich das wohl anfühlen wird? «Erlösend!» sagt Burkhalter, ohne zu zögern. «Ich liebe das Schwingen, aber es frisst halt auch Zeit.» 20 Stunden pro Woche wendet der Landwirt im Winter fürs Training auf. Wie er diese Zeit künftig füllen wird? «Mit Jassen!», lacht Burkhalter, «oder mal ins Kino gehen. Und unbedingt mehr Reisen! Halt all die ganz normalen Sachen, die jetzt zu kurz kommen.»