Der Techniker
Ihn könnte man auch das Stehauf-Männchen nennen. Der Zuger Pirmin Reichmuth (27) musste in seiner Karriere schon vier Kreuzbandrisse verkraften. Und jedes Mal ist er erfolgreich ins Sägemehl zurückgekehrt. Die Herausforderungen, die ihm sein eigener Körper stellt, macht der selbstständige Physiotherapeut mit seiner exzellenten Technik wett. Reichmuth ist extrem vielfältig und überzeugt mit offensivem Schwingen.
Der Talentierte
Auf ihm ruhen grosse Berner Hoffnungen. Der Emmentaler Michael Moser (17) stand im vergangenen Jahr vorwiegend als Jungschwinger im Ring, hat aber auch seinen ersten Kranz bei den Aktiven geholt – mit erst 16 Jahren. In dieser Saison will der 1,93 Zentimeter grosse Bigler nun öfters gegen Böse in den Ring steigen. Der Saisonauftakt ist schon mal geglückt. Am ersten Schwingfest des Jahres musste sich Moser lediglich dem Bündner Eidgenossen Armon Orlik (27) geschlagen geben.
Der Grösste
Mit Christian Stucki (38) tritt heuer einer der grössten Athleten, die der Schwingsport je gesehen hat, zurück. Mit dem «Grand-Slam des Schwingens», dem Sieg am Unspunnen, Kilchberg und Eidgenössischen, geht der Seeländer in die Geschichte ein. Alleine wegen seiner imposanten Postur sind seine Auftritte stets beeindruckend. Aber auch mit seiner gemächlichen und ehrlichen Art hat Chrigu Stucki schnell die Herzen der Schwingfans erobert. Er ist über den Sport hinaus zu einem Symbol für Bodenständigkeit und Swissness geworden.
Der Geistliche
Dieser Titel passt in zweierlei Hinsicht zu Armon Orlik. Der Bündner ist ein kluger Kopf und absolviert an der Fachhochschule Graubünden ein Studium zum Bauingenieur. Orlik ist aber auch in einer katholischen Familie aufgewachsen. Vor jeder Autofahrt spricht er ein kurzes Gebet, um heil am Ziel anzukommen. Orlik startet am Sonntag am Thurgauer Kantonalen in die Saison.
Der Clevere
Der Berner Remo Käser (26) weiss sich zu vermarkten. Auf sämtlichen gängigen Social-Media-Netzwerken ist er aktiv. Er lacht in die Kamera, während er ein Abendessen mit Produkten eines Sponsors zubereitet. Als erster Schwinger überhaupt ging der angehende Agrokaufmann eine Partnerschaft mit dem Milliarden-Konzern Red Bull ein. Konservative Schwinger werfen Käser die Kommerzialisierung des Schwingsports vor. Um seinen Kritikern das Maul zu stopfen, muss der Berner in diesem Jahr darum nicht nur online, sondern vor allem im Sägemehl abliefern.
Der Geforderte
Auf den König Joel Wicki (26) kommt ein stressiges Jahr zu. Nach der Krönung hängt einem König stets eine gewisse Favoritenrolle an. Die Erwartungen und Ansprüche von Fans, Sponsoren und Medien sind gross. Auch abseits der Schwingplätze hat der Wicki allerhand zu tun. Im Moment befindet sich der Entlebucher im Schlussspurt der Ausbildung zum Landwirt und er arbeitet auf dem Bauernhof. Als wäre das noch nicht genug, schuftet der gelernte Baumaschinenführer noch regelmässig auf der Baustelle. Ob Wicki mit all diesen Aufgaben seine königliche Form behalten kann?
Der Familiäre
Schon im vergangenen Jahr ist das Wort Rücktritt durch Kilian Wengers (32) Kopf gegeistert. Der 2010 in Frauenfeld gekrönte König tritt immer seltener ins Rampenlicht. Sportlich drückt bei den Bernern eine neue Generation Schwinger nach. Während der Pandemie realisierte der gelernte Zimmermann, wie schön ein Leben ohne Spitzensport sein kann. Wenn das Schwingen ein Dürfen, nicht Müssen ist. Bis zum Unspunnen schwingt der König sicher noch. Wie es danach weitergeht, lässt Wenger offen.
Der Zähe
Steht Michael Ledermann (22) im Sägemehlring, müssen sich seine Gegner auf einen harten Kampf einstellen. Während er als Jungschwinger kein einziges Fest gewinnen konnte, legt der gelernte Landwirt nun reihenweise Eidgenossen aufs Kreuz. Der Schwarzenburger bearbeitet seine Kontrahenten wie kaum ein anderer bis zur allerletzten Sekunde. Überragend sind auch seine defensiven Qualitäten. Ledermann ist derart zäh, dass er in der vergangenen Kranzfest-Saison lediglich drei Gänge verloren hat.
Der Ungekrönte
Kronfavorit. Saisonüberflieger. Bester Schwinger im Land. Der nächste König. Vieles wurde über Samuel Giger (25) im vergangenen Sommer geschrieben – die Erwartungen an den Thurgauer waren riesig. Doch im entscheidenden Moment scheiterte Giger am Druck. Das Eidgenössische verliess er nicht hohen Hauptes als König, sondern besiegt und geknickt. Sicher ist, der schweigsame LKW-Chauffeur hat so einiges gutzumachen.