Auf einen Blick
- Viele Favoriten müssen in Appenzell früh die Hoffnungen begraben
- Auch König Wicki und Unspunnen-Sieger Giger gehören zu den Geschlagenen
- Die Berner überlassen der Konkurrenz nur Brosamen
Mit rechnerischer Präzision sezieren die Berner unter Führung von Mathematik-Student Fabian Staudenmann die Konkurrenz. Staudenmann lässt sich auch nicht irritieren, als ihm und Werner Schlegel nach dem spektakulären Anschwingen zum Entsetzen der Sportschweiz die Note 8,75 statt der zwingenden 9 gegeben wird.
Er trägt diesen Affront mit exemplarischer Fairness und beispielhaften Sportsgeist. «Das kann man so entscheiden», sagt er nach dem Kampf gelassen.
Er behält den Fokus und führt sein Team zum Triumph. Ein Triumph, zu dem auch Matthias Aeschbacher beiträgt. Er schwingt für sein Team, opfert seine persönlichen Ambitionen und verhindert im vierten Gang mit einem Gestellten den Durchmarsch von Armon Orlik.
Das Favoritensterben beginnt früh
So fegen die Berner im Sturmlauf durch Appenzell. Und überlassen der Konkurrenz nur die Brosamen.
Das Favoritensterben beginnt früh. Werner Schlegel verpufft im Anschwingen gegen Staudenmann zu viel Energie und fällt früh aus der Entscheidung. Und Unspunnensieger Samuel Giger beisst sich in der entscheidenden Phase an Curdin Orlik und Adrian Walther die Zähne aus. Auch Domenic Schneider muss nach seinen Gestellten gegen Bernhard Kämpf und Lukas Döbeli seine Ambitionen früh begraben. Damian Ott hält lange mit, stolpert aber dann, wie könnte es anders sein, über den jungen Berner Michael Moser.
Armon Orlik hält die Fahne der Nordwestschweizer lange hoch. Im Schlussgang aber zieht er gegen Staudenmann den Kürzeren. Erinnerungen an 2016 werden wach. Damals ist Orlik beim Eidgenössischen in Estavayer der stärkste Mann. Aber lässt sich im Schlussgang von Matthias Glarner übertölpeln. Nach durchzogenen Jahren hat er wieder eine starke Saison geliefert. Aber der grosse Erfolg bleibt ihm auch in Appenzell verwehrt.
Eine schmerzliche Klatsche muss auch König Joel Wicki einstecken. Wären in Appenzell Kränze vergeben worden, so wäre der König ohne Kopfschmuck ins Entlebuch zurückgereist. Wicki blickt auf eine durchzogene Saison zurück, von seiner unwiderstehlichen Schnellkraft und Souplesse ist derzeit nicht mehr viel zu sehen.
Dafür imponieren bei diesem Jubiläumfest die unbekümmerten Jungen. Von den besten elf in der Rangliste sind nur drei vor dem Jahr 2000 geboren. Mit Sinisha Lüscher und Tim Roth sind da auch zwei Nordwestschweizer dabei. Die Südwestschweizer spielen, anders als vor zwei Jahren beim Eidgenössischen in Pratteln, gar keine Rolle.