Staudenmann bodigt Orlik im Schlussgang
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Berner wird Co-Sieger:Staudenmann bodigt Orlik im Schlussgang

Jubiläumsschwingfest in Appenzell
Staudenmann teilt Triumph mit Sensationsmann

Fabio Hiltbrunner sorgt für die Sensation am Jubiläumsfest in Appenzell. Der 19-jährige Nicht-Eidgenosse bodigt König Joel Wicki und holt den Festsieg. Der Überraschungsmann teilt sich den Triumph mit Fabian Staudenmann, der im Schlussgang Armon Orlik bezwingt.
Publiziert: 08.09.2024 um 07:07 Uhr
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Aktualisiert: 09.09.2024 um 00:19 Uhr
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Fabian Staudenmann mit dem erlösenden Jubel.
Foto: keystone-sda.ch

Der Schlussgang

Im Schlussgang kommts zum Giganten-Duell zwischen zwei Favoriten: Fabian Staudenmann gegen Armon Orlik. Die beiden neutralisieren sich über weite Strecken – obwohl sie wissen, dass nur ein Resultat zum Festsieg reicht. Aber keiner will zu viel Risiko eingehen. Und dann gehts plötzlich ganz schnell und Orlik liegt auf dem Rücken. Staudenmann triumphiert und teilt sich den Sieg mit Verbandskollege Fabio Hiltbrunner.

Die Siegerstimmen

«Er ist noch jung, ich nehme ihn bei der Hand zum Feiern»
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Staudenmann über Hiltbrunner:«Ich nehme ihn bei der Hand zum Feiern»

Hiltbrunner gegenüber SRF: «Es ist unbeschreiblich. Wir sind als Team hergekommen, konnten uns den ganzen Tag zu Hochleistungen pushen.»

Staudenmann gegenüber SRF: «Nach letztem Jahr (Favoritenrolle am Unspunnen-Schwinget nicht erfüllt, Anm.d.Red.) war es sicher noch ein bisschen spezieller für mich. Es ist unbeschreiblich. Ich habe es mir sehr stark gewünscht. Lange war das Kribbeln nicht da, in den letzten Tagen wurde es stärker. Ich habe versucht, aus dem letzten Jahr ein Learning zu ziehen. Ich habe am Morgen das Handy in die Tasche gepackt und nicht mehr rausgeholt. Der Fokus lag bei mir, ich habe keine Rangliste angeschaut, nicht darauf geachtet, was die anderen machen. Toll, ist es so aufgegangen. Wir festen bestimmt. Ist noch gut, jetzt teilen wir die Kosten, so wirds weniger teuer.»

Die Sensation

Samuel Giger, Joel Wicki, Werner Schlegel, Armon Orlik, Fabian Staudenmann – die Favoritenliste beinhaltete vor dem Fest zahlreiche Hochkaräter. Dass am Ende des Tages ein Nicht-Eidgenosse um den Festsieg mitmischt, hat kaum einer erwartet. Fabio Hiltbrunner ist der Überraschungsmann in Appenzell. Der 19-jährige Berner, der erst in diesem Jahr dank Kränzen auf der Rigi und am Berner Kantonalen zum Teilverbandskranzer aufgestiegen ist, setzt seiner sonst schon starken Saison beim Jubiläumsschwingfest die Kirsche auf. Auch wenn er bei der Einteilung gegenüber den punktgleichen Fabian Staudenmann und Armon Orlik im Kampf um die Schlussganteilnahme das Nachsehen hat, bekommt er zum Abschluss noch ein Zückerchen. Er darf erstmals gegen König Joel Wicki ran. Und in diesem Duell gelingt ihm die Sensation: Hiltbrunner legt den König platt auf den Rücken. Und krallt sich den ersten Festsieg seiner Karriere. Ein emotionaler Moment, da fliessen ein paar Tränchen während er von den Teamkollegen gefeiert wird. Sein Notenblatt: beeindruckend. Fünfmal Note 10 – einzig gegen Samuel Giger hat er verloren.

Hiltbrunner bodigt Wicki und krönt sich zum Festsieger
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Die Sensation ist perfekt:Hiltbrunner bodigt Wicki und krönt sich zum Festsieger

Die Unbezwungenen

Fabian Staudenmann und Armon Orlik gehen unbezwungen ins Fest. Kein einziges Mal sind sie 2024 auf dem Rücken gelandet. Irgendwie logisch, dass sie sich im Schlussgang begegnen. Dort reisst dann Orliks Serie. Erstmals seit dem Unspunnen letztes Jahr landet er auf dem Rücken.

Die Schlussrangliste

Gurt statt Kranz

Das Jubiläumsschwingfest hat zwar eidgenössischen Charakter, aber Kränze gibts für die Schwinger nicht. Trotzdem wird jeder von ihnen mit einem besonderen Souvenir nach Hause reisen. Denn das OK hat sich etwas Besonderes einfallen lassen. Für jeden Schwinger gibts einen handgefertigten Appenzeller Gurt. Damit dieser auch ja passt, musste jeder Schwinger im Vorfeld seine Gürtelgrösse melden.

Umstrittene Entscheide

Im 1. Gang zeigen Fabian Staudenmann und Werner Schlegel ein spektakuläres Duell. Viel mehr als die beiden kann man in einem Gestellten nicht zeigen. Und trotzdem gibts nur die standardmässige Note 8,75 statt 9,00. Bei den SRF-Experten und Königen Jörg Abderhalden und Christian Stucki sorgt das für Unverständnis. Staudenmann hingegen findets im Interview darauf angesprochen okay. Allerdings ist es nicht das einzige Mal, dass ein Entscheid rund um den Berner zu reden gibt. Im dritten Gang wird ihm gegen Lukas Bissig das Resultat gegeben – die Wiederholung zeigt allerdings, dass der wohl nicht ganz unten war. Ein umstrittener Entscheid.

Kampfrichter gibt hier die Entscheidung
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War der Gegner unten?Kampfrichter mit heiklem Entscheid für Staudenmann

Der erlauchte Kreis

Ein Jubiläumsfest gibts nicht jedes Jahr. Viele Schwinger wie etwa die Könige Christian Stucki, Kilian Wenger oder auch Jörg Abderhalden haben nie an einem teilgenommen. Wer gewinnt, gehört deswegen zu einem ganz erlauchten Kreis, denn nur alle 25 Jahre wird gefeiert. Und das meist im Rahmen eines Eidgenössischen Schwingfestes. Denn dasjenige in Appenzell ist nach 1975 – Sieger Karl Meli – erst das zweite eigenständige Jubiläumsfest. Daneben haben 1919 Robert Roth und Gottlieb Salzmann, 1945 Willy Lardon und Peter Vogt sowie 1995 Thomas Sutter gejubelt.

Der grosse Wurf

Sinisha Lüscher deutet immer wieder sein grosses Potenzial an. Auch im 1. Gang in Appenzell. Denn der 18-Jährige schafft etwas, das nicht vielen Schwingern gelingt. Er bezwingt Fabian Kindlimann. Für den Zürcher ist es die zweite Niederlage in dieser Saison. Die erste hat ihm Marcel Bieri am Zürcher Kantonalen zugefügt.

Das Berner Notenblatt

Das Jubiläumsfest hat eidgenössischen Charakter, heisst: Alle fünf Teilverbände nehmen teil. Armon Orlik dürfte es trotzdem so vorkommen, als würde er als Gast bei einem Verband in die Zwilchhosen steigen. Denn seine Gegner heissen Adrian Walther, Christian Gerber, Thomas Sempach, Matthias Aeschbacher, Dominik Gasser sowie Fabian Staudenmann und kommen allesamt aus dem Kanton Bern. Ein ziemlich einseitiges Notenblatt für den Bündner.

Die Abbrüche

Die Saison nimmt für Patrick Räbmatter ein bitteres Ende. Nach einem Gestellten und einer Niederlage muss er das Fest nach zwei Gängen abbrechen. Der Grund sind zu heftige Rückenschmerzen, wie er auf Instagram schreibt.

Nach der Mittagspause folgt das nächste Verletzungs-Drama. Sven Schurtenberger verletzt sich im Duell mit Adrian Walther am rechten Knie. Die Sanitäter eilen herbei, kümmern sich um ihn. Er kann die Arena nicht selbständig verlassen, wird stattdessen auf der von einem Quad gezogenen Trage abtransportiert. Das Publikum spendet aufmunternden Applaus.

Schurtenberger wird unter Applaus aus dem Stadion gefahren
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Verletzung im 4. Gang:Schurtenberger wird unter Applaus aus dem Stadion gefahren

Der Ausland-Schweizer

Thomas Badat hat die mit Abstand grösste Anreise gehabt. Aus Kanada ist er nach Appenzell gekommen, um als Ausland-Schweizer am Fest teilzunehmen. Für ihn der zweite Einsatz an einem Fest mit eidgenössischem Charakter. 2022 nahm er am ESAF in Pratteln teil. Nach vier verlorenen Gängen war der Wettkampf für ihn bereits am Samstagabend vorbei. Nicht viel besser läufts in Appenzell. Auch hier verliert Badat vier Gänge. Der Nichtkranzer muss sich Jonas Odermatt, Lukas Heinzer, Thomas Kuster und Silvan Zbinden geschlagen geben. Und hat nach vier Gängen ebenfalls Feierabend. Da er gegen Kuster für einen guten Auftritt trotz Niederlage die Note 8,75 bekommt, lässt er zumindest einen Schwinger hinter sich. Und der ist Eidgenosse. Sven Hofer verliert viermal mit Note 8,50.

Die Bedingungen

Am Morgen ist es etwas schwül in Appenzell, danach wird es angenehm für die Schwinger. Es ist nicht zu heiss und nicht zu kalt. Die zweite Festhälte wird dann allerdings nass. Teils heftiger Regen prasselt auf Schwinger und Zuschauer nieder.

So gehts weiter

Die Schwing-Saison 2024 ist mit diesem Fest offiziell Geschichte. Weiter gehts im kommenden Jahr. Auch da wartet zum Abschluss wieder ein grosses Highlight auf uns: das Eidgenössische in Mollis GL (30. und 31. August).

Das Fest zum Nachlesen im Ticker

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