Auf einen Blick
Als sich Michael Moser (19) für das Krafttraining ein älteres T-Shirt anzieht, kann sich Schwingkollege Fabian Stucki (19) einen Spruch nicht verkneifen. «Da ging etwas», witzelt er. Moser muss schmunzeln. Der Stoff spannt an den Oberarmen.
Die beiden Schwinger absolvieren in Magglingen BE die Spitzensport-Rekrutenschule. Ende Oktober ging es los. Ihr Alltag hat wenig mit einer gewöhnlichen RS zu tun. Nur in den ersten drei Wochen lernten sie die militärischen Gepflogenheiten kennen. Beim einzigen Marsch über ein paar Kilometer bekamen sie ein Gefühl dafür, wie es normalerweise abläuft. «Mit einem grünen Gesicht durch die Gegend zu laufen, war sehr speziell», gesteht Rekrut Moser.
Auf das Sturmgewehr mussten sie ganz verzichten. «Schade», findet er. «Früher begleitete ich meinen Vater regelmässig zum Schiessstand.» Dass er dereinst Schwinger werden würde, war da längst klar. Mit fünf Jahren stand Moser erstmals im Sägemehl.
Grosser Kampf in der Mensa
Wie viele andere brachte ihn der Königstitel von Kilian Wenger (34) in Frauenfeld 2010 zum Nationalsport. Seine Qualitäten deutete der Bauernsohn aus Biglen BE bereits als Jungschwinger an. Der gelernte Landwirt gewann 50 Feste und holte 145 Zweige. Seinen bisher grössten Erfolg feierte Moser im vergangenen Sommer. Am Emmentalischen Schwingfest sicherte er sich den ersten Kranzfestsieg. Im Anschluss erhielt der Teenager vom Schwingklub Zäziwil einen königlichen Ratschlag.
Christian Stucki (40) erklärte gegenüber Blick: «Michael darf noch ein paar Kilo zulegen.» Für Moser eine besonders schwierige Aufgabe. «Ich nehme nicht so einfach zu.» Deshalb holt er sich in der Mensa in Magglingen meist eine zweite Portion. «Ich muss weiteressen, auch wenn ich keinen Hunger mehr habe.»
Während der Spitzensport-RS stieg sein Gewicht von 98 auf 104 Kilo. Auch dank des harten Trainings. Drei Einheiten stehen auf dem Tagesprogramm. Früher trainierte Moser einmal täglich. «Ich kam hier oben so richtig auf die Welt.»
Moser wechselt seinen Coach
Das gewaltige Pensum fordert seinem Körper alles ab. Eine kleinere Verletzung, die er sich im Sägemehl zuzog, zwang ihn zu einer knapp einmonatigen Schwingpause. Mittlerweile nähert er sich wieder seinem normalen Trainingsalltag. Dabei profitiert er von mehreren hochkarätigen Wochenaufenthaltern.
Etliche Spitzenschwinger absolvieren aktuell in Magglingen ihren WK. So zum Beispiel der letztjährige Saisondominator Fabian Staudenmann (24) oder Schwingerkönig Joel Wicki (27). «Von ihnen kann ich unheimlich viel lernen.» Was Moser ebenfalls entgegenkommt: Bis zum RS-Ende im März kann er eng mit seinem neuen Coach zusammenarbeiten.
Zum Idealgewicht fehlen noch ein paar Kilo
Das Berner Schwing-Juwel verliess im letzten Herbst die Trainingsgruppe rund um den Eidgenossen Matthias Aeschbacher (33). «Es hat einfach nicht mehr gepasst.» Neuerdings stählt er seine Muskeln unter der Leitung von Schwingerkönig Matthias Glarner (39), der in Magglingen für die Schwinger verantwortlich ist.
Glarner betreut daneben unter anderem die Berner Aushängeschilder Staudenmann und Adrian Walther (23). «Deren Erfolge haben mir gezeigt, dass seine Arbeit funktioniert. Zudem weiss Matthias ganz genau, was ein Schwinger braucht.»
Gemeinsam mit dem Schwingerkönig strebt Moser in den nächsten Jahren ein Gewicht von rund 115 Kilogramm an. Auf dem Weg dorthin wird er sich aus Platzgründen von einigen alten T-Shirts verabschieden müssen. Oder er riskiert weitere Sprüche seiner Schwingkollegen.