In einem schmucken Neubau am Ortsrand von Cham ZG befindet sich der «Physio-Olymp», eine Praxis für Physiotherapie, Sportphysiotherapie und Aufbautraining. Geführt wird diese von Pirmin Reichmuth, einem der besten Innerschweizer Schwinger, und dessen Geschäftspartnerin Angela Felber.
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Der 28-Jährige ist gelernter Metzger und absolvierte anschliessend die Berufsmatura. Noch während der Lehre verletzte er sich zum ersten Mal am Kreuzband. Mittlerweile hat er vier Kreuzbandrisse erlitten und musste mehrfach die Dienste eines Physiotherapeuten in Anspruch nehmen. «Um meine gemachten Erfahrungen weitergeben zu können, habe ich mich entschieden, mich zum Physiotherapeuten ausbilden zu lassen», erzählt er. Vor vier Jahren hat er das Studium abgeschlossen, seit rund einem Jahr führt er seine eigene Praxis.
Tanzen verhinderte Sportstudium
Drei Viertel der Patientinnen und Patienten kommen für den Aufbau nach einer Operation. Der Rest seien Leute mit chronischen Beschwerden wie Nackenverspannungen, Tennisellbogen oder hyperlaxen Bändern. «Nebenbei bin ich noch ein bisschen Chef und mache das Büro», sagt er mit einem Grinsen. An seinem Beruf gefällt ihm besonders, «dass man Menschen darin unterstützen kann, dass es ihnen besser geht». Er gibt zu, dass sein Name ihm zu Beginn schon geholfen habe, «aber beim Patienten musst du dann trotzdem deine Leistung bringen».
Mehr Schwingen
Ursprünglich wollte der Zuger Sport studieren, bestand aber die Aufnahmeprüfung nicht. Kaum zu glauben, wenn man vor einem solchen Modellathleten steht! Reichmuth lacht und erzählt: «Von 140 Bewerbern werden 20 genommen. Ich habe mich ein halbes Jahr darauf vorbereitet mit Schwimm- und Tanzunterricht, Geräteturnen und Handballtraining. Gescheitert bin ich dann vor allem wegen des Tanzens. Wir mussten unter anderem zu einem Lied einen Tanz improvisieren. Ich habe nach einer halben Minute aufgegeben. Das war der peinlichste Moment in meinem Leben.»
Schwinger mit dem grössten Potenzial
Von seinem ersten Kranzschwingfest in diesem Jahr, dem Zuger Kantonalen in seinem Heimatdorf Cham, musste sich der 1,98-Meter-Hüne mit Schuhgrösse 49,5 abmelden. Trotzdem ist er gut in die neue Saison gestartet und gewann drei Rangschwingfeste. Zuvor hatte er sich nach zehn gemeinsamen Jahren von seinem Trainer getrennt und trainiert seither alleine. Während der Saison absolviert er zwei Krafttrainings und geht einmal in den Schwingkeller, vor der Saison waren es fünf Einheiten pro Woche.
Für viele Experten gilt Reichmuth als einer der Schwinger mit dem grössten Potenzial. Durch seine vielen Verletzungen wurde er mehrmals zurückgeworfen und gewann «erst» sieben Kranzfeste. Seinen bisher grössten Triumph feierte er im vergangenen Jahr auf der Rigi, als er im Schlussgang Schwingerkönig Joel Wicki (27) bodigte.
Kurz darauf verpasste er am Unspunnen-Schwinget den Schlussgang nur knapp, der punktgleiche Berner Adrian Walther (23) wurde ihm vorgezogen. Am Schluss klassierte sich der Innerschweizer auf dem zweiten Platz und schrammte nur knapp an seinem ersten eidgenössischen Titel vorbei. Lange damit gehadert hat Reichmuth nicht. «Ich habe ein gutes Fest gezeigt und war zufrieden mit dem Resultat», resümiert er und fügt an: «Aber natürlich wurmt es einen im ersten Moment, weil der Unspunnen-Schwinget nur alle sechs Jahre stattfindet. Und beim nächsten im 2029 bin ich wohl nicht mehr dabei.»
Die Arbeit ist sein Ventil
Hegt Reichmuth, der mit 28 eigentlich im besten Schwinger-Alter ist, denn bereits Rücktrittsgedanken? «Nein, das nicht. Aber wenn ich mir nochmals das Kreuzband reissen würde, müsste ich wohl aufhören», meint er. «Und dann könnte ich meine ganze Energie für die Praxis aufwenden.» So gehört er auch zu denjenigen, die das Profitum im Schwingen ablehnen. «Ich könnte mir nicht vorstellen, nicht mehr zu arbeiten, gönne es aber jedem, der das machen möchte.» Die Arbeit sei sein Ventil. «Und wenn es beim Schwingen mal nicht läuft, gehe ich arbeiten und denke nicht mehr daran.»
Ablenkung findet Pirmin Reichmuth auch zu Hause in Steinen SZ bei seiner Frau Marion (29), einer ehemaligen Handballerin, und Töchterchen Zoe (1). «Meine Frau übernimmt den Grossteil der Hausarbeit, sodass ich nach Feierabend die Zeit mit unserer Tochter geniessen kann. Auch nachts steht Marion auf, um sich um Zoe zu kümmern.» Montags, wenn er freihat, ist er ganz für seine Familie da. «Die Aufgabe als Dädi hat mich gelassener gemacht. Ich habe festgestellt, dass es Wichtigeres gibt als Erfolge im Sport.» So erstaunt es nicht, dass er sagt: «Ich hätte gerne noch mehr Kinder und irgendwann ein eigenes Haus.»
Trotzdem freut er sich, endlich wieder im Sägemehl stehen zu können. Zum ersten Mal überhaupt tritt er im Juli am Weissenstein-Schwinget an. «Und ich freue mich sehr darauf, als Gast am Berner Kantonalen teilnehmen zu dürfen.» Langfristige Ziele sind das Eidgenössische, im kommenden Jahr in Mollis GL, sowie ein Jahr später der Kilchberger Schwinget, an dem er wegen seiner Verletzungen noch nie teilgenommen hat. «Aber ich schaue vorzu, wie es mir geht. Die Verletzungen zollen schon ihren Tribut.»