Der grosse Schwing-Check
Arena-Verbot für Lebendpreise und ein bitteres Comeback

Was läuft in der Schwinger-Szene? Blick liefert die heissesten Sägemehl-Geschichten. Zu reden gibt eine spezielle Staudenmann-Geste, das Verhalten der Berner Fans und eine Recycling-Aktion.
Publiziert: 27.05.2024 um 12:00 Uhr
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Aktualisiert: 27.05.2024 um 12:35 Uhr
Am St. Galler Kantonalen in Werdenberg ist Samuel Giger ein grosses Thema.
Foto: keystone-sda.ch

Sägemehl-Recycling

Ob Joel Wicki (27) das Sägemehl beim Oberländischen bekannt vorgekommen ist? Der König hat zumindest einen Teil davon schon unter den Füssen gehabt. Denn wie die «Berner Zeitung» berichtet, hat man in Brienz BE das Sägemehl vom Ob- und Nidwaldner Kantonalen Schwingfest, das Wicki am 18. Mai gewonnen hat, noch einmal benutzt. Zumindest der Teil davon, der dafür noch sauber genug war, wurde von Lungern OW per Lastwagen nach Brienz geschafft. Üblich ist das nicht, wie Christian Hulliger, OK-Präsident des Oberländischen gegenüber der «Berner Zeitung» sagt: «Normalerweise wird das Schwinger-Sägemehl, wenn es sauber genug ist, als Energieholz verwendet, der ‹dreckige› Rest geht in die Abfallverbrennungsanlage.»

Joel Wicki (oben, gegen Lars Würsch) in Lungern in Aktion – das Sägemehl wurde anschliessend nach Brienz geschafft.
Foto: keystone-sda.ch

Berner Fans sorgen für Diskussionen

Der Gang zwischen König Joel Wicki (27) und Fabian Aebersold (20) lässt die Arena in Brienz beben. Tausende Zuschauer unterstützen den Berner lautstark. Wenn die beiden den Sägemehlring verlassen, klatschen sie Beifall. Das erneute Greifen wird gefeiert, als hätte Aebersold soeben gewonnen. So geht es über die gesamte Gangdauer hinweg weiter. Als das Duell ohne Sieger endet, erreicht der Lärmpegel seinen Höhepunkt. «Fäbu, Fäbu, Fäbu»-Rufe hallen durch die Arena, gefolgt von einer Jubel-Welle.

Das Fan-Verhalten der Berner während des Gangs kommt bei einigen Innerschweizern schlecht an. «Das ist nicht Schwinger-Art», so ihre Meinung. Sie hätten sich mehr Zurückhaltung gewünscht. Zudem sei es fragwürdig, einen Gestellten derart zu bejubeln. Zustimmung erhalten sie vereinzelt auch aus dem Berner Lager.

Bereits vor zwei Wochen am Mittelländischen sorgten die Zuschauer für Diskussionen. Ein Pfiff erhitzte die Gemüter. Sieger Staudenmann sprach danach Klartext: «So ein Verhalten gehört sich nicht.»

Lebendpreise erhalten Arena-Verbot

Der Festakt des Oberländischen Schwingfestes fand ohne Siegermuni Kuhno statt. Obwohl am Nachmittag die Sonne über Brienz schien, lag es am Regen! Weil der Boden in den Tagen zuvor stark aufgeweicht wurde, wäre das rund 700 Kilogramm schwere Tier wohl eingesunken. Das wollten die Organisatoren nicht riskieren. 

Der Spender von Kuhno ist der Sänger Marc Trauffer. Bekannt sind auch die beiden Götti des Siegermunis: Schwingerkönig Kilian Wenger und der Hasliberger Kilian von Weissenfluh. Sie blieben im Kampf um das prächtige Tier chancenlos. Am Ende des Tages durfte ihr Berner Kollege Fabian Staudenmann Kuhno für das Siegerfoto in Empfang nehmen. Danach ging das Tier zurück an seinen Züchter. Staudenmann, der seit einigen Monaten in der Stadt Bern lebt, hat keinen Platz für das riesige Tier – zum Leidwesen seines Götti-Meitli. Sie wünscht sich einen Muni.

Fabian Staudmann posiert mit Siegermuni Kuhno.

Dem Giger-Rätsel auf der Spur

Wer am St. Galler Kantonalen über den Schwingsport spricht, kommt um eine Frage nicht herum: Wann kehrt Samuel Giger zurück? Das Schulterrätsel um den Unspunnensieger bewegt die Ostschweiz! Der Modellathlet wäre gemeldet gewesen, dementsprechend viele Giger-Fans sind vor Ort. «Wir vermissen ihn», sagt jemand mit einem Shirt des Kilchbergsiegers. Er hofft auf eine baldige Rückkehr. Wann das sein wird, scheint niemand zu wissen. Nicht einmal seine Thurgauer Schwingerkollegen kennen die Details der Schulterverletzung. Auch der technische Leiter Fridolin Beglinger ist weiterhin ratlos. Das ernüchternde Fazit nach unzähligen Gesprächen: Die Schulterverletzung bleibt ein Rätsel.

Wann Giger wieder mit seinen Gegnern zusammengreifen wird, ist weiterhin unklar.
Foto: keystone-sda.ch

Staudenmann vor wichtigen Wochen

Im Juni wird es ernst für Fabian Staudenmann. Nicht nur auf den Schwingplätzen, sondern vor allem an der Uni. Die ersten Prüfungen seines Mathematikstudiums stehen an. Im vergangenen Herbst hat er damit begonnen. Wie gut er mit dem Lernen zurechtkommt? «Schlecht», sagt Staudenmann lachend und schiebt hinterher: «Mut zur Lücke. Die Hoffnung stirbt zuletzt.»

Nach seinem Sieg am Oberländischen Schwingfest ist der Berner sichtlich gut gelaunt. Und zieht einen interessanten Vergleich: «Am Morgen hast du ein leeres Blatt Papier. Beim Schwingen steht dort am Abend die Rangliste, bei den Prüfungen dann eine Note.» Ist er bei den Tests nur annähernd so erfolgreich wie auf dem Schwingplatz, dürfte das nur eine Formsache sein. Seine bisherige Saisonbilanz ist beeindruckend: drei Kranzfeste. Zwei Siege. Einmal Rang zwei. Null Niederlagen.

Bitteres Käser-Comeback am Oberländischen

Nach dem Mittag machte in Brienz ein trauriges Gerücht die Runde. Remo Käser soll nicht mehr antreten. Und das bei seinem Kranzfest-Comeback. Die letzte Saison verpasste er mehrheitlich aufgrund einer Nackenverletzung, die er sich am Oberaargauischen Schwingfest zuzog. Am Samstag zeigte er einen starken ersten Gang gegen Adrian Walther. Das Duell endete gestellt. 

Ein Blick auf die Einteilung des vierten Ganges bestätigt die Gerüchte. Remo Käser muss seinen Comeback-Wettkampf abbrechen. Am Sonntag schildert der Berner auf Instagram, was vorgefallen ist. «Leider verletzte ich mich im dritten Gang nach einem wuchtigen Kurz in der Region der Rippen.» Erste Abklärungen seien bereits erfolgt. Wie schlimm die Verletzung wirklich ist, soll eine «Bildgebung» am Montag zeigen.

Wieder verletzt: Remo Käser muss das Oberländische Schwingfest nach drei Gängen beenden.
Foto: Sven Thomann

Schwarzenburger Teamwork

Das Gastspiel in Lungern OW endete für den Berner Michael Ledermann mit einer Enttäuschung. Der Eidgenosse verpasste am Ob- und Nidwaldner Kantonalen den Kranz. «Ich war mit meiner Leistung nicht zufrieden.» In den Tagen danach ging ihm einiges durch den Kopf. «Ich habe überlegt, was ich besser machen muss.» In dieser Phase konnte er auf seine Kollegen vom Schwingklub Schwarzenburg zählen.

«Sie haben mir unter der Woche Tipps gegeben.» Zwei Namen hebt er hervor: Lukas Renfer und Fabian Staudenmann. «Fäbu ist am Donnerstag extra zum Training gekommen, um mit mir ein paar Sachen anzuschauen. Das hat mir sehr geholfen.» Das bewies er am Samstag am Oberländischen Schwingfest. Obwohl er gegen König Joel Wicki nach wenigen Sekunden verliert, sichert er sich mit vier Siegen und einem Gestellten den Kranz. «Ich war heute lockerer, das stimmt mich positiv.»

Fabian Staudenmann (l.) zeigt nach dem ESAF 2022 auf seinen Kollegen Michael Ledermann.
Foto: Sven Thomann
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