Selten wurde ein Gestellter so bejubelt, wie jener von Fabian Aebersold im dritten Gang des Oberländischen Schwingfestes in Brienz BE. «Fäbu, Fäbu, Fäbu»-Rufe hallten durch die Arena. Die Leistung des 20-Jährigen war in der Tat bemerkenswert. Aebersold trotzte dem Schwingerkönig Joel Wicki einen Gestellten ab. Dieser hatte zuvor im Königsduell Kilian Wenger bezwungen und liess auch dem 1.93-Meter grossen Michael Ledermann keine Chance.
Doch gegen den 1,78 Meter Mann aus Walterswil BE fand er kein Rezept. Der 78 Kilogramm schwere Hobby-Hornusser ärgerte Wicki. «Joel war extrem nervös! Er war verunsichert. Das hat mir während des Ganges ein sehr gutes Gefühl gegeben», sagt Aebersold mit einem verschmitzten Lächeln. Die gute Stimmung habe ihn zusätzlich motiviert. «Jedes Mal, wenn wir den Sägemehlring verliessen, bebte die Arena.»
Zwillingsbruder war früher erfolgreicher
Dass Aebersold einmal einem Kaliber wie Joel Wicki einen Gestellten abluchsen würde, zeichnete sich in jungen Jahren nicht ab. «Mein Zwillingsbruder Adrian holte doppelt so viele Zweige.»
Mit der Zeit lernte er, seine körperliche Unterlegenheit zu seinem Vorteil zu nutzen. «Ich bin sehr beweglich.» Viele Schwinger treten nicht gerne gegen ihn an. «Sie sagen mir, dass sie nichts in den Fingern haben.»
Hemd-Wechsel auf dem Weissenstein
Zum Schwingen kam der Berner wie so viele durch das Eidgenössische Schwingfest 2010 in Frauenfeld. Der Königstitel von Kilian Wenger faszinierte ihn. Daraufhin begleitete Aebersold seinen Kollegen zum Training und blieb dem Sägemehl bis heute treu.
Geändert hat sich die Farbe seines Schwinghemdes. Zu Beginn trug er ein grünes, auch bei seinem ersten Kranzgewinn am Seeländischen 2022. Beim Wicki-Coup stand er mit einem normalen Edelweisshemd im Sägemehl. «Nach dem fünften Gang auf dem Weissenstein ist das grüne Hemd gerissen», sagt Aebersold. Da es damals auf die Schnelle kein grünes Kleidungsstück gab, entschied er sich für die traditionelle Variante.«Mit dieser funktioniert es seither auch ziemlich gut.»
Mehr zum Schwingen
Kollegen-Duell im Schlussgang
Der gelernte Landwirt arbeitet zurzeit in einer Zimmerei. In Zukunft will er den Bauernhof seines Vaters übernehmen, der früher auch geschwungen hat. Doch erst einmal stösst er auf seinen Kranzgewinn an. «Ein Bier gönne ich mir auf jeden Fall.»
Da Wicki auch seinen vierten Gang gegen Lukas Renfer stellte, verabschiedete er sich früh aus dem Schlussgang-Rennen. Im letzten Kampf des Tages trafen die beiden Freunde Fabian Staudenmann und Adrian Walther aufeinander. Erneut triumphierte Staudenmann. Damit zementierte er seinen Status als Nummer eins im Kanton Bern.