Ein Hauch Amerika in Lungern OW
Brenden Spahr (25) – dieser Name ist selbst für eingefleischte Schwingfans neu. Der Amerikaner, dessen Urgrossvater einst von Zug nach Übersee auswanderte, weilt zurzeit für drei Wochen in der Schweiz und nimmt an seinen ersten Kantonalschwingfesten teil. Bei seiner Premiere am Schwyzer Kantonalen klassierte er sich auf Rang 13. Einer seiner drei Siege gelang gegen Gregor Ulrich (27), der bisher zwei Kantonalkränze zu Hause hat.
Das Ob- und Nidwaldner Kantonale beendete er auf Rang 21. Nach dem Mittag musste er minutenlang am Kopf behandelt werden. Nach einem Abstecher ins Sanitätszelt ging es für Spahr weiter. Mit dem Schwingen hat der 25-Jährige laut «Luzerner Zeitung» im Alter von sechs Jahren begonnen. Und eigentlich schon wieder aufgehört – nachdem ihn vor vier Jahren eine Knieverletzung ausbremste.
Seine Familie konnte ihn zu einem Comeback überreden, sodass er ab Herbst 2022 wieder in die Zwilchhosen stieg. Spahrs Ziel ist klar: 2025 will er am Eidgenössischen in Mollis GL starten. Anders als in der Schweiz laufen in Amerika bereits die Selektionen dafür, im September werden die vier Teilnehmer bestimmt.
«La Ola»-Verbot – aus Sicherheitsgründen
Am Ob- und Nidwaldner Kantonalen unterhielt sich das Publikum nach dem Mittagessen selbst. Als es zu einer Welle ansetzen wollte, intervenierte der Stadionsprecher: «Bitte unterlasst das aus Sicherheitsgründen.» Man wollte nicht riskieren, dass die Zuschauer auf der Tribüne für die «La Ola» aufstehen. Wer weiss, ob die Tribüne dafür stabil genug gewesen wäre. So beschränkten sich die Berner auf eine Mini-Welle für ihre Schützlinge. Fabian Staudenmann und Severin Schwander gewannen den Kranz. Michael Ledermann reiste ohne Eichenlaub ab.
Emotionale Woche für Metzger Schwander
Es ist ein Schrei der Erlösung. Severin Schwander (28) ballt beide Fäuste. Soeben hat der Berner im sechsten Gang des Ob- und Nidwaldner Kantonalen den Eidgenossen Erich Fankhauser aufs Kreuz gelegt und sich den Kranz gesichert. Dahinter steckt eine besondere Geschichte. Sie begann am Mittelländischen Schwingfest in Riggisberg am vorletzten Wochenende. «Ich war noch nie so nervös vor einem Wettkampf», gesteht Schwander gegenüber Blick. Es ist sein Heimfest.
Der YB-Fan ist in Riggisberg aufgewachsen und arbeitet dort in der Metzgerei seines Vaters. «Das Schwingfest war wochenlang ein Gesprächsthema.» Schwander wollte glänzen, reduzierte in den Tagen zuvor seine Arbeitszeit. Den traditionellen Einsatz am frühen Samstagmorgen liess er aus. Im Nachhinein ein Fehler. «Ich hatte zu viel Zeit, mir über alles Mögliche Gedanken zu machen.»
Das Fest endete mit einer Enttäuschung. «Ich konnte es nicht geniessen.» Schwander verpasste den Kranz. Zu allem Überfluss wurde er in den Tagen danach auch noch krank. Am Freitagmittag stand sein Einsatz am Ob- und Nidwaldner Kantonalen noch auf der Kippe. Erst einige Stunden nach Mittag wurde klar, dass Schwander am Samstag starten würde. «Nach einem letzten Training habe ich gemerkt, dass es geht.» Angeschlagen kämpfte er sich durch den Tag und gewann sensationell den Kranz.
Schurtenberger überrascht Schulkind
Die Schule Mariazell in Sursee erhielt speziellen Besuch. Plötzlich stand der Spitzenschwinger Sven Schurtenberger im Türrahmen eines Klassenzimmers. Der Buttisholzer überraschte ein Schulkind, das einen Vortrag über das Schwingen hielt. «Niemand wusste von meinem Besuch», sagt er gegenüber Blick. Die Eltern fragten ihn, ob er nicht ihrem Sohn eine Freude machen kann.
«Normalerweise lehne ich Wünsche für Besuche, Videos oder Sonstiges ab. Aber in diesem Fall überraschte ich den Jungen sehr gerne.» Die Schule Mariazell begleitet und schult Kinder und Jugendliche mit Behinderungen in den Bereichen Sprachentwicklung sowie Verhalten und sozioemotionale Entwicklung. «Es hat mich unglaublich gefreut, die strahlenden Kinderaugen zu sehen», so Schurtenberger.
Mehr zum Schwingen
Burkhalter lanciert Militär-Karriere
Wie der Vater, so der Sohn. Dieses Sprichwort trifft auf die Familie Burkhalter zu. Nicht nur im Schwingen tritt Thomas (21) in die Fussstapfen von Stefan, der 113 Kränze gewann und letzte Saison im biblischen Sportleralter von 49 Jahren seinen Rücktritt bekannt gab. Auch im Militär ist er auf den Spuren seines Vaters.
«Er war ein höherer Offizier bei den Grenadieren in Isone. Den gleichen Rang sollte ich auch erreichen», sagt Thomas lachend. Am vergangenen Freitag hat er die Rekrutenschule (RS) als Militärpolizist abgeschlossen. «Es war brutal hart, aber auch richtig cool.» Im Winter beginnt die Unteroffiziersschule. Anfang nächstes Jahr wird er als Wachtmeister eine RS begleiten. Später will sich Burkhalter zum Leutnant ausbilden lassen.
Das Schwingtraining kam in den letzten Wochen zu kurz. Gleichzeitig spürte er jeweils am Wochenende eine grosse Müdigkeit. «In den Gängen fehlte ab und zu die Energie.» Das Thurgauer Kantonale vor zwei Wochen absolvierte er nach der militärischen Überlebenswoche. «Wir haben insgesamt rund acht Stunden geschlafen.» Wenig überraschend verpasste er den Kranz. Während der RS hat er auch ordentlich an Gewicht verloren. «Ich bin 15 Kilo leichter!» Nun ist der 102-Kilo-Mann zurück im Alltag und strebt seinen vierten Kranzgewinn an.
Zwillinge sorgen für Furore
Die Siegesserie von Joel Strebel (27) geht weiter. Nach zwei Kranzfestsiegen zum Saisonauftakt triumphierte der Landschaftsgärtner auch am Brugger Schachen Schwinget. Doch die Roth-Zwillinge (19) machten ihm das Leben schwer. Im ersten Gang legte Tim Roth den Eidgenossen auf den Rücken! Am Mittag lag er zusammen mit seinem Bruder Jan in Führung. Zu einem Familien-Schlussgang kam es aber nicht. Jan musste sich Andreas Döbeli geschlagen geben. Sein Bruder traf im letzten Kampf des Tages erneut auf Strebel. Diesmal gewann der Eidgenosse und stellt die Hierarchie damit wieder her.