Wie gravierend wirkt sich ein Start am Kilchberg-Schwinget im September auf das weitere Leben aus? Mit dieser Frage zerbricht sich Christian Stucki den Kopf, seit ihm sein Arzt am Ende der letzten Woche mitgeteilt hat, dass er an einem Abriss der Bizeps- und Schultersehne leidet.
Das Dilemma um die OP
Der regierende Schwingerkönig weiss seit diesem Moment, dass es in diesem Fall zwei Möglichkeiten gibt: Eine Operation, die das Ende der laufenden Saison bedeuten würde oder schmerzstillende Spritzen, welche bekanntlich nicht ohne Nebenwirkungen sind.
Am Dienstagmorgen fährt Stucki nach Beromünster LU, wo er das weitere Vorgehen mit seinem Kraft- und Konditionstrainer Tommy Herzog bespricht. Der ehemalige Weltcup-Bob-Pilot hat eine klare Meinung zu diesem Thema. «Ich würde mich in dieser Situation sofort operieren lassen.»
Herzog, der selber Kranzschwinger war, erklärt: «Wenn man eine solche Verletzung nicht sofort operiert, besteht die Gefahr, dass im Hinblick auf das Eidgenössische im kommenden Sommer noch mehr kaputt geht. Zudem gibt es beim diesjährigen Saisonhöhepunkt am Kilchberg-Schwinget im Gegensatz zum Eidgenössischen keine Kränze zu gewinnen, dort zählt nur der Sieg. Und für den Festsieg in Kilchberg muss man topfit sein. Ich bin mir nicht sicher, ob Chrigu mit Hilfe einer Spritze seine volle Leistungsfähigkeit erlangen kann.»
Stuckis Entscheid am Dienstagnachmittag
Stucki lässt die Worte von seinem Königsmacher noch einmal durch den Kopf gehen, ehe er um 16:45 Uhr seine endgültige Entscheidung öffentlich macht: «Ich muss mir schweren Herzens eingestehen, dass ich in diesem Jahr keine Schwingfeste mehr bestreiten kann. Damit ich im Hinblick auf das nächste Eidgenössische in Pratteln Zeit gewinnen kann, will ich mich so schnell wie möglich operieren lassen.»
Stellt sich nur noch die Frage, wann der 132-fache Kranzgewinner diese Verletzung genau erlitten hat? «Es ist sehr wahrscheinlich am Berner Kantonalen in Aarberg passiert» meint der 36-Jährige. «Aber weil ich zuerst geglaubt habe, dass es sich lediglich um eine Prellung handeln würde, bin ich in diesem Zustand eine Woche später auf der Schwägalp an den Start gegangen.»
Deshalb ist es rückblickend betrachtet nicht wirklich verwunderlich, dass Stucki beim Berg-Schwinget in der Ostschweiz im Vergleich mit Samuel Giger chancenlos war.