Man muss sich nur die Rangliste des Innerschweizer Schwingfestes von 2019 anschauen um und zu erkennen, welches Potential der Schwinger Nick Alpiger (25) hat. Fünf Eidgenossen hat er damals bei seinem Husarenstück in Flüelen UR auf den Notenblatt. Und in der Schlussrangliste tauchen hinter ihm Namen wie Joel Wicki, Armon Orlik, Sven Schurtenberger, Pirmin Reichmuth, Christian Schuler und Kilian von Weissenfluh auf.
Nick Alpiger wird plötzlich ein Mitfavorit auf den Königstitel in Zug. Er verletzt sich aber beim Weissenstein-Schwinget. Der leidenschaftliche Aargauer kämpft trotzdem um die Teilnahme am Eidgenössischen. Er schafft es, gewinnt im ersten Gang gegen Samuel Giger, einen der Topfavoriten auf den Königstitel. Im zweiten Gang dann der Knall. Die Sehne im Bein ist gerissen, Alpiger muss den Wettkampf nach dem ersten Tag aufgeben. Und humpelt am Tag danach durch die Arena.
Es folgt eine lange Leidenszeit. Dann das Comeback in dieser Saison. Und beim Solothurner Kantonalen der erneute Rückschlag. Das Syndesmoseband ist angerissen. Alpiger muss erneut für vier Wochen an die Krücken. Beim Basellandschaftlichen in Muttenz kehrt er auf die grosse Bühne zurück. Und gewinnt das Fest mit sechs Siegen souverän.
Alpiger zu Tränen gerührt
Es ist eine Geschichte, die den leidenschaftlichen Alpiger zu Tränen rührt (nicht zum ersten Mal, siehe Video unten). Kaum ein anderer hat soviel Leidenschaft für das Schwingen, kaum ein anderer ist so im Tunnel und so fokussiert wie der Mann vom Schwingklub Lenzburg. Am Tag nach seinem Erfolg in Muttenz steht der Maurer um 6.45 Uhr schon wieder auf der Baustelle. Und sagt: «Dieser wunderbare Erfolg in Muttenz ist der schönste Sieg meiner Karriere. Weil in diesem Moment einfach so viel Last von meinen Schultern gefallen ist. Denn ich habe in der ganzen Verletzungszeit gespürt, wie sehr mir der Sport gefehlt hat. Das Schwingen ist derzeit mein Leben. Und jetzt kann ich sagen, dass Nick Alpiger zurück ist.»
Die Nordwestschweiz ist keine schwingerische Hochburg. Die Berner, die Ostschweizer und die Innerschweizer geben den Ton an. Da bleiben für die Nordwestschweizer und die Südwestschweizer nur die Brosamen. Trotzdem: Mit der imponierenden Rückkehr von Alpiger ergeben sich wieder Perspektiven. In einem Monat findet der Kilchberg-Schwinget statt. In einem Jahr kommt es beim Eidgenössischen in Pratteln zu einem Heimfest für die Nordwestschweizer. Dort wollen sie im Kampf um die Krone ein Wörtchen mitreden.
Mit Joel Strebel, mit Andreas Döbeli und mit Patrick Räbmatter gibt es Athleten, die an einem guten Tag auch mit der absoluten Spitze mithalten können. Aber um in der Nordwestschweiz zu träumen, braucht es Teamleader Nick Alpiger, der bei seinem emotionalen Comeback gezeigt hat, dass mit ihm wieder bei jedem Fest zu rechnen ist.
Der starke Nick und seine Tränen: Es ist die schönste Geschichte dieses Wochenendes mit vier Kranzfesten.