Darum gehts
- Die Nordostschweizer Schwinger wollen Revanche für die Schlappe am Jubiläumsfest
- Neue Trainingsgruppe soll sie noch stärker machen – der Königstitel ist ihr Ziel
- Durch die zusätzlichen Sägemehl-Einheiten drohen langweilige Gänge
Der Tag der Revanche für die Schlappe am Jubiläumsfest rückt für die Nordostschweizer Schwinger immer näher. Auf dem Weg dorthin ist der kommende Sonntag ein wichtiges Zwischenziel. Am Thurgauer Kantonalen fällt der Startschuss zur Kranzfestsaison. In Thundorf steigen mit Samuel Giger (27), Damian Ott (25), Armon Orlik (29) und Domenic Schneider (30) gleich vier Hochkaräter ins Sägemehl.
Was spektakulär klingt, droht jedoch zu einer zähen Angelegenheit zu werden. Zumindest beim Anschwingen am Morgen. Traditionell treffen im ersten Gang die stärksten Schwinger aufeinander. Wegen der sogenannten Spitzenpaarungen ist die Arena bereits um 8 Uhr bis auf den letzten Platz gefüllt. Doch lohnt sich das frühe Aufstehen am Sonntag?
Eine neu gegründete Trainingsgruppe lässt langjährige Schwingbeobachter daran zweifeln. Die Idee entstand nach dem schwachen Abschneiden der Nordostschweizer beim letztjährigen Saisonhöhepunkt. Am Jubiläumsfest in Appenzell konnte nur Orlik überzeugen. Besonders bitter für die Gastgeber: Die Berner feierten einen Doppelsieg.
Nordostschweizer Schwing-Boss hat grosses Ziel vor Augen
Um ähnliches am Eidgenössischen Schwingfest Ende August in Mollis GL zu verhindern, entstand die Idee eines zusätzlichen Schwing-Trainings. Seit mehreren Monaten treffen sich die besten Schwinger der Nordostschweiz jeweils am Montagabend zum Kräftemessen. Die Einheit im Schwingkeller wird jeweils von einem der anwesenden Sägemehl-Athleten geleitet. «Die Qualität des Trainings ist sehr hoch. Wir können viel voneinander profitieren», erklärte Orlik.
Während sie sich gegenseitig stärker machen, lernen sich die Spitzenleute auch immer wie besser kennen. Mittlerweile treffen sie dreimal wöchentlich im Sägemehl aufeinander. Was am Sonntagmorgen zu einer Reihe gestellter Gänge führen könnte.
Das befürchtet auch Fridolin Beglinger, der Technische Leiter der Nordostschweizer: «Gut möglich, dass sich die Favoriten neutralisieren. Das wäre natürlich schade für das Publikum.» Wobei man es auch so sehen könnte: Aufgrund der vielen Gestellten würden die Zuschauer ihre Lieblinge länger im Einsatz sehen.
Obwohl es vielleicht zum einen oder anderen langweiligen Gang kommen könnte, befürwortet Beglinger die neue Trainingsgruppe. «Das macht die Schwinger besser. Am Ende liegt unser Fokus auf den grossen Festen. Dort kämpfen wir nicht gegeneinander, sondern zusammen gegen die anderen Teilverbände. Da werden wir von den Trainings profitieren.»
Ex-SCB-Physio schleift die Berner
Was die Nordostschweizer neu ins Leben gerufen haben, gibt es bei den Berner schon länger. Dort treffen sich Staudenmann, Walther und Co. auch jeweils am Montagabend. Das Schwingtraining wird vom ehemaligen Physiotherapeuten des SC Bern, Michel Olivari, geleitet. Die Erfolge der Mutzen in den letzten Jahren sind auch darauf zurückzuführen.
Auf den gleichen Effekt hoffen die Nordostschweizer. Sie wollen Ende August den Schwingerkönig stellen. Und damit Revanche nehmen für die Schlappe am Jubiläumsfest. Dafür nehmen sie an ihrem Kantonalfest auch ein paar langweilige Gänge in Kauf.