Übrigens – die SonntagsBlick-Kolumne
Drei Söhne treten in die Fussstapfen ihrer Väter

Im Schwingsport fällt der Apfel direkt neben den Stamm. Die Kolumne von Felix Bingesser.
Publiziert: 20.04.2025 um 18:45 Uhr
|
Aktualisiert: 20.04.2025 um 18:58 Uhr
1/2
Thomas Zindel nach seinem Sieg 2009 in Buchs. 16 Jahre später versucht sein Sohn Lionel, in die Fussstapfen des Vaters zu treten.
Foto: Keystone

Die Schwinger-Familie. Das ist keine leere Worthülse. In keiner anderen Sportart gibt es so viele familiäre Bande wie beim Nationalsport. Schwingende Brüderpaare gibt es zuhauf. Und Söhne in den Fussstapfen (oder im Schatten) ihrer Väter sind die Regel, nicht die Ausnahme.

Der Apfel fällt im Schwingsport präzise neben den Stamm. Es scheint, als würden die Schwinger ihren Nachwuchs bereits im Kinderbettchen und im Kinderwagen in weiches Sägemehl betten. Und ihnen Strampelanzüge aus strapazierfähigem Zwilch anziehen.

Ein wunderbares Müsterchen für diese These liefert vor einer Woche der Guggibad-Schwinget im Freiamt. Da tauchen im Teilnehmerfeld drei Schwinger mit klingenden Namen auf. Timo Gisler, Lionel Zindel und Fynn Zurfluh. Alle drei aus dem Kanton Solothurn, alle drei innerhalb von drei Monaten im Jahr 2009 geboren. Und alle drei mit Vätern, die den Sport geprägt haben.

Der dreifache Eidgenosse Bruno Gisler, der dreifache Eidgenosse Thomas Zindel und der zweifache Eidgenosse Damian Zurfluh waren die letzten Solothurner Spitzenschwinger, die ihrem Kanton eidgenössisches Eichenlaub bescherten. Und jetzt stehen ihre drei gleichaltrigen Söhne am Anfang ihrer Aktivkarriere. Alle drei haben vor sieben Jahren mit dem Schwingen begonnen.

Gab es da einen «Gangbang in der Schwingerszene?». Thomas Zindel nimmt dieser reisserischen These schnell den Wind aus den Segeln. «Dass wir drei innert so kurzer Zeit Väter von drei Söhnen geworden sind, ist ein reiner Zufall», sagt der Mann, der nicht nur seinen Sohn, sondern insgesamt 54 Solothurner Jungschwinger trainiert.

Und Zindel hat mit seinen ehemaligen Schwingerkollegen im Kanton, der nicht als schwingerische Hochburg gilt, ehrgeizige Pläne. «Der Bau der neuen Schwinghalle 2017 hat für eine Aufbruchstimmung im Solothurner Schwingsport gesorgt. Jetzt leisten wir Aufbauarbeit und brauchen Geduld», sagt er.

Tragende Figuren in diesem Masterplan sollen dereinst auch Timo Gisler, Lionel Zindel und Fynn Zurfluh werden. Vor allem Timo Gisler, mit 16 Jahren schon zwei Meter gross, bringt beste körperliche Voraussetzungen mit.

Dass ein bekannter Name aber noch kein Erfolgsgarant ist, konnte man am Bad-Schwinget in Wolhusen beobachten. Dort klassierte sich in der hinteren Ranglistenhälfte ein Entlebucher mit dem Namen Samuel Giger. Mit dem Hünen aus dem Thurgau hat dieser Schwinger nur den Namen gemein. In ähnlichen Ranglistengefilden ist bei diesem Fest auch Kevin Wicki zu finden. Der Bruder von Schwingerkönig Joel Wicki strebt im Schatten seines Bruders auch in dieser Saison seinen ersten Kranzgewinn an.

Genau wie der junge Samuel Giger. So könnte man wenigstens hier eine knackige Schlagzeile machen: «Giger und Wicki wollen ihren ersten Kranz!»

Die Vorstellung, dass irgendwann der Platzspeaker Samuel Giger zum Kampf gegen Samuel Giger aufruft, hat durchaus ihren Reiz.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?