Hasle-OK verliert Pokerspiel
Der Regen sorgte in den Tagen vor dem Luzerner Kantonalen für Aufregung. Da die Arena in Hasle LU auf einer grossen Wiese steht, drohte den Zuschauern auf dem Weg zu ihren Plätzen ein Marsch durch den Sumpf. Um dies zu verhindern, musste das Organisationskomitee einen Schotterweg errichten. Aus Kostengründen wurde bei der Planung darauf verzichtet. Man hoffte auf wenig oder keinen Regen. Ein Pokerspiel – das verloren ging. Keine Sumpfgefahr bestand beim Zürcher Kantonalen in Horgen. Die Arena stand auf einem Fussballplatz mit Kunstrasen. Das Wasser floss problemlos ab.
Traum-Abschied von Fankhauser
Erich Fankhauser (34) hängt die Zwilchhosen an den Nagel. Das Heimfest war das letzte in der Karriere des Luzerners – nach 27 Jahren Schwingsport. Ein emotionaler Moment. Nicht nur, weil er ein paar Kilometer vom Festplatz entfernt einen Bauernhof bewirtschaftet. Vier Kranzfeste hat Fankhauser in seiner Karriere gewonnen, darunter das Luzerner Kantonale 2022. Seinen prestigeträchtigsten Erfolg feierte er aber 2018: Weil Joel Wicki (27) und Kilian Wenger (34) im Schlussgang stellten, erbte er den Sieg auf dem Brünig.
Insgesamt hat er 60 Kränze zu Hause. Das Besondere: Von jedem Berg- und Teilverbandsfest ist einer dabei. Sein erstes Eichenlaub gewann Fankhauser direkt an einem Teilverbandsfest: 2007 am Innerschweizer. Den letzten Kranz sicherte er sich am Heimfest. Minutenlang liess sich Fankhauser vom Publikum feiern. «Ich freue mich auf die Zeit mit meiner Familie», sagt er gegenüber Blick. Der Luzerner ist Vater von drei Töchtern.
Nebst seinen Liebsten ist ein weiterer Rücktrittsgrund die Leistungsfähigkeit. «Wer einmal ein Fest gewonnen hat, will es wieder tun. Das ist mein Anspruch.» Diesen kann er nicht mehr erfüllen. Kleinere Verletzungen machen ihm zu schaffen. Mit seinen 1,76 Metern muss er körperlich topfit sein, um eine Chance zu haben. Noch kann er morgens ohne Schmerzen aufstehen. «Deshalb ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um mich zu verabschieden.» Wie er dem Schwingsport in Zukunft verbunden bleibt, ist offen.
Das Muni-Drama
Anfang April wurde Thermi, der Siegermuni des Aargauer Kantonalen in Bad Zurzach, getauft. Eigentlich war das über 1200 Kilo schwere Tier aber gar nicht für diese Rolle vorgesehen. Doch wie die «Aargauer Zeitung» berichtet, sorgte ein Drama dafür, dass Thermi diese Ehre zuteilgewurde. Denn der eigentliche Siegermuni wurde während eines Unwetters auf der Weide von einem Blitz erschlagen. Und musste deswegen ersetzt werden.
Wo ist der Giger-Physio?
Lukas Zenger gehört zu einem erlauchten Kreis. Er ist einer der wenigen, die wissen, wie schwer die Schulterverletzung von Samuel Giger (26) ist. Seit Jahren begleitet er den Spitzenschwinger als Sportphysiotherapeut. Die beiden sind in der gleichen Gemeinde aufgewachsen. Zenger arbeitet im Medbase Sports Medical Center in Abtwil SG.
Vor knapp drei Wochen verriet er dem Blick einige Details über seine Behandlungsmethoden. Als ihn dieses Medium am Freitag per Mail um ein Update zu Gigers Verletzung bat, kam ein überraschender Satz zurück. «Vielen Dank für die Nachricht. Ab dem 2. Juli 2024 bin ich wieder für Sie da», stand in der automatisch ausgelösten Antwortmail. Muss Giger in dieser schwierigen Phase auf seinen Vertrauens-Physio verzichten? Ist er in den Ferien? Anruf bei der hinterlegten Nummer im Mail. Die Person am anderen Ende der Leitung hält sich bedeckt. Mehr als ein «er ist einfach nicht da», erfährt man nicht. Es ist das nächste geheimnisvolle Kapitel rund um die Schulterverletzung des Unspunnensiegers.
Mitte Mai schrieb Giger auf Instagram unter anderem folgenden Satz: «Ich hoffe, dass ich Ende Mai wieder im Sägemehl Vollgas geben kann.» Das Stoos-Schwinget vom kommenden Wochenende steht in seiner Saisonplanung. Noch hat er sich nicht abgemeldet. Sein Start gilt aber als sehr unwahrscheinlich.
Der grösste Pechvogel des Wochenendes
Gäbe es im Schwingsport einen Preis für den fleissigsten Athleten, ginge er an diesem Wochenende an Mickaël Matthey (33). Der Südwestschweizer hat an zwei Schwingfesten teilgenommen. Die Chancen auf einen Kranz standen gut. Doch das Fazit ist ein altbekanntes: ausser Spesen nichts gewesen. Am Samstag verpasste er am Jurassischen Kantonalschwingfest den Kranz um einen Viertelpunkt. Etwas mehr als zwölf Stunden später bekam der Teilverbandskranzer am Aargauer Kantonalen Nick Alpiger im ersten Gang vorgesetzt. Der Eidgenosse bodigt ihn bei seinem Comeback. Danach muss er sich auch Sinisha Lüscher geschlagen geben. Am Abend reist er erneut ohne Eichenlaub nach Hause. Ein bitteres Wochenende.
König Sempach in neuer Rolle
Bei der Vorführung der Lebendpreise am Vormittag geht Matthias Sempach (38) voran. Der Schwingerkönig macht den Weg frei, für den 1000 Kilogramm schweren Siegermuni Marcus Antonius II. Sempach hat das Tier ausgesucht. Er ist stellvertretender Gabenchef am Luzerner Kantonalen und zuständig für die Lebendpreise.
Das Schwingfest in Hasle ist für den Berner ein Heimspiel. Nur wenige Minuten vom Festgelände entfernt, in Vorderbrunnen, steht sein Bauernhof. Seit knapp fünfeinhalb Jahren lebt er in der Region. Zudem schwingt sein Sohn Henry im Entlebucher Schwingerverband, der das Fest organisiert. «Ich möchte dem Schwingsport etwas zurückgeben», erklärt Sempach gegenüber Blick.
Als gelernter Landwirt liegen ihm die Tiere am Herzen. Bei der Auswahl der Munis achtete er neben der imposanten Erscheinung auch auf den Charakter. Ein unbeherrschtes Tier wäre zu gefährlich. «Der Züchter musste den Muni trainieren», sagt der SRF-Experte. «Er ist mit dem Muni unter die Leute gegangen, damit er sich daran gewöhnt.» In der ausverkauften Arena in Halse LU waren rund 7000 Menschen. Die Vorführung verlief reibungslos. 2010 gewann Sempach selbst das Luzerner Kantonale und konnte den Muni mit nach Hause nehmen. Diesmal darf er ihn dem Sieger überreichen.
Grosser Erfolg nach schwieriger Zeit
Es war der wohl emotionalste Kranzgewinn seiner Karriere. Martin Schuler (27) sichert sich am Zürcher Kantonalen vor der Haustüre in Horgen das Eichenlaub. Als wäre das nicht schon speziell genug, entschädigt dieser Erfolg für eine schwere Zeit. Der Wädenswiler verunfallte Ende 2022. Schuler erlitt ein Schädel-Hirn-Trauma und lag neun Tage im Koma. Seine Chancen, wieder ganz gesund zu werden, lagen im einstelligen Prozentbereich. Heute führt er einen Bauernhof im Wädenswilerberg und arbeitet daneben Teilzeit als Plattenleger.