Mit 57 Jahren ist Schluss
Der älteste Schwinger der Schweiz beendet seine Karriere

Roger Meier ist der älteste Schwinger des Landes. Am Sonntag tritt er zum letzten Mal an. Danach beendet er seine Karriere – mit 57 Jahren.
Publiziert: 29.05.2024 um 11:29 Uhr
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Aktualisiert: 29.05.2024 um 14:22 Uhr
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Roger Meier (r.) steigt ein letztes Mal in die Zwilchhosen.
Foto: Pascale Alpiger
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Felix BingesserReporter Sport

Roger Meier (57) packt diese Woche kräftig mit an. Das Aargauer Kantonale am Sonntag findet in Bad Zurzach statt. Vor der Haustüre des Mannes, der mit 57 Jahren der älteste Schwinger des Landes ist. Sein Schwingklub Zurzibiet ist der organisierende Klub und für Meier ist es Ehrensache, dass er beim Aufbau der Arena mit 3200 Tribünenplätzen an vorderster Front dabei ist.

Denn für ihn ist dieses Fest eine emotionale Angelegenheit. «Nach dem Aargauer Kantonalen ist Schluss, dann hänge ich meine Hosen an den Nagel», sagt Meier. Aber am Sonntag greift er nochmals zu. Und es ist gut möglich, dass der eine oder andere Gegner mehr als 40 Jahre jünger ist.

Auf der Tribüne werden viele Augen auf ihn gerichtet sein. «Jeden Zweiten werde ich kennen. Darum bin ich schon jetzt etwas nervös», sagt er. Seine Frau, seine zwei Kinder, seine Freunde und auch seine 82-jährige Mutter werden dabei sein. Macht sie sich noch Sorgen, dass sich ihr «alter Sohn» verletzen könnte? «Sie hat aufgehört, über solche Sachen zu schimpfen, sie kennt mich», lacht Meier.

Vom Motocross zum Schwingen

Meier ist ein Phänomen. Er hat mit 52 Jahren mit dem Schwingsport begonnen. «Nach meiner Motocross-Karriere habe ich lange nach einer neuen Sportart gesucht. Aber nichts hat mich gepackt. Und nur damit ich vor meiner Frau fliehen kann, muss ich nicht irgendetwas Langweiliges machen», sagt er. Eines Tages brachte ein Mitglied des Schwingklubs Zurzibiet sein Motorrad in Meiers Werkstatt. Man kam ins Gespräch. Und Meier schnupperte bei den Schwingern rein.

«Es hat mich sofort gepackt. Am Anfang wollte ich aber nur das Kraft- und Konditionstraining mitmachen.» Mit einer Grösse von 1,75 Meter und einem Gewicht von 93 Kilogramm gehörte er nicht zu den Schwingriesen. Er trainierte zwei Jahre mit. «Der Anfang war hart. Nach dem ersten Training konnte ich am nächsten Morgen nicht einmal mehr die Socken anziehen. Der Muskelkater am ganzen Körper war brutal.»

Aber wenn Meier A sagt, dann sagt er auch B. Er ging Joggen und machte seine Kraftübungen. «Ich brauche keine Hanteln und kein Fitnessstudio. Ich kann im Wald meine Klimmzüge und Liegestützen machen.» Als plötzlich ein 20-jähriger Klubkollege im Bus, auf dem Weg zu den Skirennen in Adelboden sagte, er wette darauf, dass Meier nicht den Mut aufbringe, bei einem Schwingfest mitzumachen, war er beim abenteuerlustigen Meier an der falschen Adresse.

Fondue-Set und Bohrmaschine

Beim heimischen Klubschwinget stieg er erstmals in die Zwilchhosen. Und es folgten in den letzten zwei Jahren gegen 20 weitere Feste. Beim Aargauer Kantonalen vor zwei Jahren in Beinwil kam er in den Ausstich und schnappte sich am Gabentempel ein Fondue-Set. «Das passt in unser Chalet im Wallis.» Beim letztjährigen Kantonalen in Möhlin reichte es für eine Bohrmaschine und beim Nordwestschweizerischen für einen elektrischen Rasentrimmer.

Beim Kantonalen vor einem Jahr in Möhlin kugelte er sich die Schulter aus. «Wir haben sie wieder eingerenkt und getappt und ich habe fertig geschwungen», sagt Meier. In den letzten Wochen machte ihm auch eine Sehnenverletzung am Unterarm zu schaffen. «Aber dieses Fest in Zurzach möchte ich unbedingt noch bestreiten. Wenn nötig mit dem Kopf unter dem Arm», sagt der Mann, der früher auch Gleitschirmwettkämpfe bestritten hat und der in schneereichen Wintern mit seinen Kollegen im Zurzibiet einen Kinderskilift mit einem Beizli betreibt.

Keine Feier ohne Meier

Jetzt folgt die letzte grosse sportliche Herausforderung. Er hat im Winter so viel trainiert wie noch nie. Vor allem Schwünge, die sonst kaum einer macht. «Ich habe nur eine Chance, wenn ich die Gegner überraschen kann. Technisch sind mir alle überlegen», sagt er. Das Ziel ist klar: Sechs Gänge bestreiten und in den Ausstich kommen. Sollte er sich eine Blessur einfangen, steht die Zurzacher Heilquelle gleich neben dem Festplatz. Drei Tage nach seinem 57. Geburtstag wird er dann seine Zwilchhosen endgültig an den Nagel hängen.

In Zurzach werden Joel Strebel, Patrick Räbmatter, Andreas Döbeli und Adrian Odermatt in Abwesenheit des verletzten Nick Alpiger die Favoriten sein. Aber das Motto des Aargauer Kantonalen ist klar: keine Feier ohne Meier!

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