Vor diesem Aargauer machen sogar die Könige den Bückling: Stefan Strebel ist als Technischer Leiter vom ESV der Oberschwinger im Land. Obwohl der gelernte Metzger und Kaufmann selber drei Eidgenössische Kränze (1998, 2001 und 2004) erkämpft hat, ist der 46-Jährige ein atypischer Vertreter dieser Sportart. Während seine Vorgänger ordentlich Demut predigten, kutschiert der CEO einer Grossmetzgerei gerne mit teuren Autos durchs Land, hört am liebsten Techno und vergöttert das schwedisch-bosnische Fussball-Grossmaul Zlatan Ibrahimovic (41).
Der Brecher der ungeschriebenen Schwinger-Gesetze
Einen Sturm der Entrüstung hat der Freiämter vor genau einem Jahr mit seiner Einteilung für das Anschwingen beim ESAF in Pratteln verursacht. Strebel liess damals nicht wie von den Experten gefordert den grossen Saisondominator Samuel Giger (25) auf den amtierenden König Christian Stucki (38) los. Stattdessen teilte er den Titelverteidiger Stucki mit dem damaligen Nicht-Eidgenossen Damian Ott (23) ein.
Schwingerkönig Nöldi Forrer (44) schüttelte deshalb sein kantiges Haupt und resümierte verärgert: «Strebel hat einmal mehr so richtig den Chef markiert und bewiesen, dass er auf andere Meinungen und auf ungeschriebene Gesetze keine Rücksicht nimmt!» Der Hasliberger Christian von Weissenfluh (58), der 1993 auf dem Brünig triumphierte und im Unspunnen-Schlussgang stand, verurteilte Strebels Vorgehen ebenfalls: «Dass Ott als Nichteidgenosse gegen den regierenden König antreten muss, geht gar nicht.»
Strebel rechtfertigte seinen Plan aber ganz cool: «Weil Stucki wegen zahlreichen Verletzungen nicht fit war, habe ich Seriensieger Giger mit dem in dieser Saison extrem konstant schwingenden Fabian Staudenmann gepaart. Und Stucki hatte ja auch keinen einfachen Gegner, Ott hat im Vorjahr zusammen mit Giger und Staudenmann in Kilchberg einen eidgenössischen Anlass gewonnen.»
Königliche Uneinigkeit
Sicher ist, dass Strebel auch heute ordentlich Diskussionsstoff liefern wird. Um 12.00 Uhr wird er die Spitzenpaarungen für den ersten Gang am Unspunnen bekannt geben. Dass der Knatsch in diesem Fall programmiert ist, belegen die königlichen Aussagen, die Forrer und Stucki in den letzten Tagen getätigt haben. «Ich erwarte von Strebel die ultimative Spitzenpaarung Staudenmann - Giger! Der Berner hat in dieser Saison sieben Kranzfeste gewonnen, Samuel hat vor vier Wochen auf dem Brünig mit einem extrem starken Notenblatt triumphiert», so Forrer.
Stucki hat diesbezüglich eine ganz andere Philosophie: «Ich will im Anschwingen viel lieber hochkarätige Zweikämpfe gesehen, die es schon länger nicht gegeben hat. Weil Giger vor erst vier Wochen auf dem Brünig mit Staudenmann gestellt hat, würde ich Samuel diesmal mit Rigi-Sieger Pirmin Reichmuth einteilen. Diese Paarung hat es seit 2019 nicht mehr gegeben. Ein standesgemässer Start-Gegner für Staudenmann ist für mich der Bündner Armon Orlik, der in diesem Jahr am Nordostschweizerischen und das Südwestschweizerischen obenaus geschwungen hat.» Das Duell Staudenmann - Orlik hat es bislang einzig am ESAF 2019 in Zug gegeben – Orlik setzte sich damals durch.
Blick hat vier Legenden beauftragt, je fünf Top-Paarungen zu erstellen.
Nöldi Forrer (44, Schwingerkönig 2001)
Giger - Staudenmann
Aeschbacher - Orlik
Reichmuth - Walther
Domenic Schneider - Alpiger
Ott - Gapany
Christian Stucki (38, Schwingerkönig 2019)
Giger - Reichmuth
Staudenmann - Orlik
Aeschbacher - Ott
Wenger - D. Schneider
Walther - Schlegel
Adi Laimbacher (43, 105-facher Kranzgewinner)
Staudenmann - Orlik
Giger - Aeschbacher
Reichmuth - Walther
Alpiger - D. Schneider
Ott - Wenger
Christian von Weissenfluh (58, Brünig-Sieger 1993)
Staudenmann - Schlegel
Giger - Strebel
Walther - Orlik
D. Schneider - Wenger
Ott - Alpiger