Mario Schneider bodigt im Schwägalp-Schlussgang seinen Bruder
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Schlungg ins Glück:Mario Schneider bodigt im Schwägalp-Schlussgang seinen Bruder

Aufreger im Schlussgang
Mario Schneider hat keinen Griff beim Sieg-Schwung

Zwei Brüder machen auf der Schwägalp den Sieg unter sich aus. Am Ende ist es Mario Schneider, der seine Siegpremiere feiert. Doch der Triumph hat einen faden Beigeschmack.
Publiziert: 20.08.2023 um 08:03 Uhr
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Aktualisiert: 21.08.2023 um 11:04 Uhr
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Mario Schneider wird als Sieger auf der Schwägalp geschultert.
Foto: Sven Thomann

Der Schlussgang

Was sich auf der Schwägalp im finalen Gang ereignet, hat absolutes Hollywood-Potenzial: Die beiden Thurgauer Brüder Mario (31) und Domenic Schneider (29) machen beim Bergklassiker den Festsieg bei tropisch anmutenden Temperaturen untereinander aus. Obwohl Domenic zwei Jahre jünger ist als Mario, steigt er als Favorit in den Sägemehlring. Während «Dodo» bereits sechs Kranzfeste und zwei Eidgenössische Kränze auf dem Konto hat, fehlen in Marios Palmarès bis dahin ein Kranzfestsieg und Eidgenössisches Eichenlaub. Und: Die bisherigen Bruder-Duelle hat Domenic bis dato ausnahmslos gewonnen.

Doch rund neun Minuten vor Ultimo wird die Familien-Hirarchie der Schneiders auf den Kopf gestellt. Mario erhält nach einem «Schlungg» das siegbringende Resultat vom Kampfgericht. Domenic nimmt das Verdikt ohne zu Murren hin, umarmt seinen Bruder herzlich und hebt ihn dann triumphierend in die Höhe.

Doch die TV-Zeitlupe belegt, dass Mario bei der gewinnbringenden Aktion für ein paar Sekunden keinen Griff an Domenics Zwilchhose hatte. Für Roland Knutti, langjähriger Technischer Leiter der Berner Oberländer, steht fest: «Somit hätte das Resultat nach dem Regulativ nicht gelten dürfen!» Zur Erinnerung: Im letzten Eidgenössischen Schlussgang hatte Joel Wicki kein Griff, als er Matthias Aeschbacher bodigte. Weil das Kampfgericht auch damals nicht interveniert hat, darf sich der Entlebucher seither König nennen. Und nun hat eben auch die Schwägalp-Krone von Mario Schneider einen Makel.

Die Premiere als Nicht-Eidgenosse

Noch nie zuvor hat Mario Schneider ein Kranzfest gewonnen. Nun feiert er seine Premiere auf der Schwägalp. Und das als Nicht-Eidgenosse. Das hat es an diesem Fest bisher nur einmal gegeben. 2016 triumphierten Samuel Giger (25) und Armon Orlik (28) gemeinsam. Damals waren beide noch nicht Eidgenossen.

Der neue Sieger

Samuel Giger (25) hat auf eine Teilnahme auf der Schwägalp verzichtet, Armon Orlik (28) muss wegen Rückenschmerzen kurzfristig absagen. Obwohl damit zwei noch aktive Schwägalp-Sieger fehlen, steigen am Fusse des Säntis trotzdem noch zwei Männer ins Sägemehl, die hier schon triumphiert haben. Stefan Burkhalter (49, Sieger 2006 und 2010) und Christian Schuler (35, Sieger 2011). Beide können nicht ganz vorne mitschwingen, so gibts auf der Schwägalp einen neuen Sieger.

Das Siegerinterview

Mario Schneider gegenüber SRF: «Es ist unglaublich, ich kann es noch nicht begreifen. Mir fehlen die Worte. Wir wussten beide, wir müssen voll drauf. Einen Gestellten können wir uns nicht leisten, sonst dürfen wir nicht mehr zum Mittagessen nach Hause. Ich hatte das Glück auf meiner Seite, möchte an dieser Stelle aber auch Domenic gratulieren. Die Situation war sehr speziell, vor allem an einem so grossen Fest.»

Die Hitze

Eine Hitzewelle hat die Schweiz fest im Griff. Zwar ists auf der Schwägalp auf rund 1200 Metern über Meer ein kleines bisschen weniger heiss wie im Flachland. Doch auch dort brennt die Sonne vom Himmel und lässt nicht nur die Schwinger schon in den ersten Gängen am Morgen ordentlich schwitzen, sondern auch die zahlreichen Zuschauer.

Das letzte Bruder-Duell

16 Jahre ist es her, seit bei einem Bergkranzfest zwei Brüder im Schlussgang zusammengegriffen haben. 2007 auf dem Stoos waren es Adrian (42) und Philipp Laimbacher (40). Einen Sieger gabs in diesem Duell nicht – der gestellte Schlussgang bedeutete, dass die beiden gemeinsam Festsieger waren.

Mario gegen Domenic hats indes schon zweimal gegeben. 2018 am Thurgauer Frühjahrsschwinget und in diesem Jahr am Rheintal-Oberländer Verbandsschwingfest. Der Sieger hiess jeweils Domenic.

Die Überraschung

Damian Ott (23) zählt am Morgen zu den Anwärtern auf den Sieg. Die ersten beiden Gänge gewinnt er souverän. Doch dann landet er vor dem Mittagessen überraschend auf dem Rücken. Er wird vom Innerschweizer Teilverbandskranzer Lukas Bissig (20) ausgekontert. Der zeigt einen perfekten Morgen, lässt sich drei Siege notieren. Am Ende wird Bissig starker Dritter, während Ott ohne Kranz nach Hause muss.

Innerschweizer Bissig düpiert Mitfavorit Damian Ott
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Überraschung auf der Schwägalp:Innerschweizer Bissig düpiert Mitfavorit Damian Ott

Der Bergkranz-Hamsterer

2011 hat Christian Schuler (35) den Schwägalp-Schwinget gewonnen. Nun sichert er sich hier seinen 37. Kranz bei einem Bergfest. Damit lässt er Christian Stucki (38, 36 Bergkränze) hinter sich. Und nähert sich der Bestmarke von Martin Grab (44) weiter an. Der Unspunnen-Sieger von 2006 hat 41 Bergkränze in seiner Sammlung.

Die komplette Sammlung

Joel Strebel fehlt nur noch der Schwägalp-Kranz, um bei allen Bergfesten mindestens einmal Eichenlaub gewonnen zu haben. Mit einem Gestellten im 6. Gang gegen Samuel Schwyzer füllt er diese Lücke in seinem Palmarès.

So gehts weiter

Ein Fest steht noch im Schwingkalender. Am nächsten Sonntag findet das Saisonhighlight Unspunnen Schwinget statt.

Gang für Gang zum Nachlesen

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