Wer kein Pferd besitzt, kann sich in diesen Stunden kaum in die Gemütslage von Martin Fuchs versetzen. Er muss um Clooney bangen, seinen Schimmel, sein Top-Pferd, seinen Partner, seinen vierbeinigen Freund.
Was ist passiert? Nach Olympia in Tokio bekommt Clooney (15) eine verdiente Turnierpause. Am Montag der Schock: Ein Weideunfall! Der Wallach rutscht auf der Wiese aus und verletzt sich an der rechten Schulter schwer. Das schreibt Fuchs auf Instagram.
Der nächste Satz geht ans Herz jedes Pferdefreundes. «Wir versuchen alles, um ihm eine Pension auf der Weide zu ermöglichen.» Mit anderen Worten: In den Springsport dürfte Clooney, der derzeit im Zürcher Tierspital in besten Händen ist, nicht mehr zurückkehren.
Mit Clooney die Weltspitze erobert
Mit dem Schimmel hat Fuchs die Weltspitze der Springreiter erobert. Auf Clooney, der seit 2014 im Beritt des 29-Jährigen ist, wurde er WM-Zweiter (2018) und Europameister (2019). An den Olympischen Spielen in Rio 2016 war er als bester Schweizer Neunter in Clooneys Sattel. Mit dem Team gewann das Duo 2017 und 2015 EM-Bronze.
Mit Fuchs möglich gemacht hat das Luigi Baleri, der Besitzer von Clooney. Der Zürcher Oberländer ist seit vielen Jahren ein Unterstützer des Springreiters – und ein Freund der Familie, sowie «wie ein zweiter Vater für mich», wie Fuchs auf seiner Homepage schreibt. Baleri, der wenn möglich bei jedem Turnierstart dabei ist wie zuletzt bei Olympia in Tokio, trifft die Tragödie – wie die ganze Fuchs-Familie – bestimmt auch schwer.
Clooney ist ein Kämpfer, im und ausserhalb des Parcours. 2018 musste der Schimmel wegen einer Kolik operiert werden und überstand diesen Eingriff gut. «Er ist zäh und unkompliziert», sagte Fuchs damals. Doch nun ist die Situation viel ernster. Denn der aktuelle Weltranglisten-Zweite schliesst seinen Post mit den Worten: «Betet für unseren Clooney».
Traurige Erinnerungen an Olympia
Da kommen traurige Erinnerungen hoch. Beim Concours Complet in Tokio ereignet sich ein unfassbares Drama um den Schweizer Reiter Robin Godel. In der Nacht auf den ersten August ist der Freiburger auf seinem Pferd Jet Set unterwegs. Beim fünftletzten Sprung, einer Wasserkombination, zieht sich das Pferd einen schweren Bänderriss am rechten Vorderbein zu. Die Verletzung ist verheerend, die Schmerzen für das Tier gross – weshalb der 14-jährige Wallach kurz darauf eingeschläfert werden muss.