Die Verbindungswege zwischen den Stallungen und den Trainings- und Turnierplätzen sowie den Anwesen sind aus Sand. Die kurzen Distanzen können bequem und für die Pferde schonend geritten werden. Für längere Wege nehmen die Reiter meistens ein «Golfwägeli». In einem solchen braust Martin Fuchs heran und zeigt BLICK die wunderbare Anlage.
Der Schweizer Springreiter hat mit seiner Freundin Paris Sellon für knapp drei Monate insgesamt zehn Pferde nach Wellington im US-Bundesstaat Florida gezügelt. Ins Paradies für Pferdesport-Freunde. Der 26-Jährige, der seit 2016 den eigenen Wilhof in Wängi TG führt, war zuvor bereits zweimal als Zuschauer am «Winter Equestrian Festival». Das ist eine hoch dotierte Turnierserie (s. unten), für die es über die Wintermonate einige Spitzenreiter nach Wellington zieht.
Vier Monate Planung
Die Idee, selbst mal in Florida zu überwintern, kam Fuchs im letzten Herbst. Sein Schatz Paris verbringt schon seit Jahren die kalten Monate in Florida. Die Eltern der 26-jährigen Kalifornierin besitzen in einer der Wohnanlagen zwei Häuser. Sellons Stiefvater ist Jim Burrows (78), ein bekannter TV-Produzent, unter anderem von Serien-Hits wie «Friends» oder «Two and a half Man». Mutter Debbie steckte Paris schon als kleines Mädchen mit ihrer Liebe zu Pferden an.
Hinter dem zehnwöchigen Abstecher ins Mekka des US-Springsports stecken vier Monate Planung. Fuchs bezieht die fünf Besitzer seiner sechs Pferde mit ein. Entscheidend war, ob sie sich an den anfallenden Kosten beteiligen würden. Denn nur schon der Hin- und Rückflug für eines der Pferde kostet rund 20'000 Franken. Hinzu kommen Stallmiete und die teureren Nenngelder für die Turnier-Starts.
Nebst dem herrlichen Umstand, in den Wintermonaten an der Sonne statt in der Halle reiten zu können, begründet Fuchs seinen Aufenthalt so: «Es sind gute Springen und alle in der Nähe. Die Abwechslung tut den Pferden gut und ich kann sie besser kennen- lernen. Und für mich ist es eine optimale Gelegenheit, geschäftliche Kontakte zu knüpfen.»
Zwei seiner Pferde stehen zum Verkauf, eines konnte Fuchs bereits veräussern. Die neue Besitzerin lernte er in Wellington kennen. So hat sich der Aufenthalt – nebst den Preisgeldern – auch finanziell gelohnt. Denn der Vizeweltmeister von 2018 reitet zu mehreren Top-10-Plätzen und hat unter den Palmen schon sechs Springen gewonnen. Unter anderem mit seinem – unverkäuflichen – WM-Silber-Wallach Clooney (13) einen Fünf-Sterne-GP.
«Mehr Leute in Reithosen»
Fuchs schwärmt, wenn er vom Leben in Wellington erzählt. «Es ist eine Pferdestadt und das Paradies für Pferdefreunde. Es reihen sich wunderschön gestaltete Stallungen an riesige Behausungen.» Fuchs’ sechs und Sellons vier Pferde stehen auf der «Lassergut Farm». Es ist die zweitgrösste Anlage in Wellington mit zwei geräumigen Stallgebäuden, vielen Weiden, mehreren Sandplätzen und einem riesigen Rasenspringplatz.
Die unvorstellbaren Dimensionen und die besondere Atmosphäre sind unbeschreiblich. «Es ist ein anderes Lebensgefühl hier. Beim Mittagessen in den Restaurants sehe ich mehr Leute in Reithosen als in anderen Kleidern», sagt er schmunzelnd. Heimweh habe er keines gehabt, dafür oft Besuch aus der Schweiz.
In vier Minuten sind Fuchs und Sellon von ihrem Zuhause mit dem Golfkart im Stall, in zwei Minuten auf dem grossen Turnierplatz. Trotzdem: «Die Tage sind lang und anstrengend, obwohl wir am Abend immer zu Hause sind.» Für Springreiter während der Turniersaison sonst nie möglich.
Fuchs ist gespannt, wie seine Pferde das Gelernte mitnehmen. Bereits Ende Monat steht die Rückkehr in die Heimat an. Der Olympia-Neunte von Rio 2016 verbringt aber nur einen Tag in Wängi TG. «Am 1. April komme ich nach Hause, am 2. April fliege ich bereits nach Göteborg.» Fuchs startet in Schweden am Weltcup-Final und sattelt dort Schimmel Clooney. Mit welchem Ziel? «Ein Podestplatz!»