Springreiter Paul Estermann sitzt erneut vor Gericht. 13 Monate nachdem er vom Bezirksgericht Willisau LU in in erster Instanz wegen mehrfacher Tierquälerei für schuldig befunden worden war. Das Urteil sowie die Geldstrafe akzeptierte er damals nicht. Nun muss er vor dem Kantonsgericht Luzern aussagen. Einen besseren Eindruck hinterlässt der einstige Olympiareiter dabei nicht.
Estermann rückt ständig seine Schutzmaske zurecht, nestelt am Hemdkragen herum. Und erzählt dabei blumig ausgeschmückt von seinem Peitschengebrauch, den er bereits früher verharmlost hat mit Worten wie «Peitschli, Fitzli, Chräbeli». Auf Frage des Kantonsgerichts, welchen Zweck eine Gerte erfülle, antwortet Estermann: «Ein Pferd zu motivieren und zu unterstützen.» Eine Peitsche gehöre zur Reiterei.
Zur Erinnerung: Dem 57-Jährigen wird vorgeworfen, 2016 seine damalige Top-Stute Castlefield Eclipse im bis aufs Blut gepeitscht und später auch Wallach Lord Pepsi mehrmals verprügelt zu haben (siehe Box).
Strategie der Verteidigung ein Feldzug
Die Strategie von Estermanns Verteidiger ist es auch in dieser fünfstündigen Berufungsverhandlung, als Erstes die Verwertbarkeit der Beweise, hauptsächlich der Fotos des geschundenen Pferdebauches sowie gewisser Zeugenaussagen in Frage zu stellen. Das Kantonsgericht entscheidet aber nach kurzer Beratung, dass das Fotografieren nicht rechtswidrig war.
Der Staatsanwalt bezeichnet das Vorgehen der Verteidigung als «Feldzug, um involvierte Behörden zu diskreditieren und die Verhandlung zu torpedieren». Für das Bezirksgericht Willisau LU bestanden damals weder an der Echtheit der Fotos vom Bauch der Stute noch an den aussagekräftigen Schilderungen der Zeugen, unter anderem eines Tierarztes, Zweifel.
Estermann uneinsichtig und ohne Empathie
Estermann selbst sagt mehrfach, dass er seine Aussagen der letztjährigen Befragung nicht mehr genau im Kopf habe. Damals sagte er aus, nur er habe Castlefield Eclipse und Lord Pepsi geritten. Nun führt er plötzlich aus, auch andere hätten die beiden Pferde mal ausgeritten oder trainiert. Vor einem Jahr betonte er auch, Castlefield Eclipse nie mit Sporen geritten zu haben, was Bilder von Turnieren jedoch widerlegen (im BLICK). Auf die Frage des Staatsanwaltes, wie er sich die belastenden Aussagen des Tierarztes denn erkläre, antwortet Estermann auch heute: «Das kann ich nicht erklären.» Er bestreitet die Vorwürfe weiterhin.
In seinem Schlusswort lässt der gelernte Landwirt jegliche Empathie vermissen. Estermann zählt seine grossen Erfolge mit Castlefield Eclipse auf, sagt dann: «Nun soll ich alles falsch gemacht haben? Jetzt stehe ich da wie ein Tierquäler? Ich hoffe einfach auf ein gerechtes Urteil.»
Es gilt die Unschuldsvermutung. Das Urteil dieser zweiten Instanz wird Anfang 2021 erwartet.
Im März 2017 schilderte Zdenek Dusek erschüttert im BLICK die Vorfälle, die er als einstiger Pferdepfleger bei Paul Estermann beobachtet hat. Er erzählte, wie der Springreiter seine damalige Top-Stute Castlefield Eclipse in seinem Reitsportzentrum in Hildisrieden LU gequält und mit einer Peitsche bis aufs Blut geschlagen hat. Mehrfach. Als Beweis zeigte er ein von ihm im April 2016 gemachtes Foto vom Unterbauch der Stute, der voller aufgeplatzter Wunden ist. Auch Wallach Lord Pepsi soll später immer mal wieder Opfer von Estermanns Schlägen geworden sein.
Es wurden Ermittlungen eingeleitet und im August 2017 dann eine Strafuntersuchung wegen Verdachts der Tierquälerei. Daraufhin zog er sich aus der EM-Equipe zurück, für die er wenige Monate zuvor vom Verband pikanterweise trotz laufender Ermittlungen aufgeboten worden war. Auf die WM 2018 verzichtete Estermann dann, weil Lord Pepsi angeblich nicht fit war. Im November 2019 musste der 57-Jährige vor dem Bezirksgericht Willisau (LU) antraben. Nach dem erstinstanzlichen Schuldspruch zog er sich – offenbar freiwillig – aus dem Schweizer Elite-Kader der Springreiter zurück. Zwei Besitzer namhafter Pferde nahmen alle aus Estermanns Beritt. Seither reitet der Luzerner einfach an kleineren, auch internationalen Turnieren mehrheitlich jüngere Pferde.
Im März 2017 schilderte Zdenek Dusek erschüttert im BLICK die Vorfälle, die er als einstiger Pferdepfleger bei Paul Estermann beobachtet hat. Er erzählte, wie der Springreiter seine damalige Top-Stute Castlefield Eclipse in seinem Reitsportzentrum in Hildisrieden LU gequält und mit einer Peitsche bis aufs Blut geschlagen hat. Mehrfach. Als Beweis zeigte er ein von ihm im April 2016 gemachtes Foto vom Unterbauch der Stute, der voller aufgeplatzter Wunden ist. Auch Wallach Lord Pepsi soll später immer mal wieder Opfer von Estermanns Schlägen geworden sein.
Es wurden Ermittlungen eingeleitet und im August 2017 dann eine Strafuntersuchung wegen Verdachts der Tierquälerei. Daraufhin zog er sich aus der EM-Equipe zurück, für die er wenige Monate zuvor vom Verband pikanterweise trotz laufender Ermittlungen aufgeboten worden war. Auf die WM 2018 verzichtete Estermann dann, weil Lord Pepsi angeblich nicht fit war. Im November 2019 musste der 57-Jährige vor dem Bezirksgericht Willisau (LU) antraben. Nach dem erstinstanzlichen Schuldspruch zog er sich – offenbar freiwillig – aus dem Schweizer Elite-Kader der Springreiter zurück. Zwei Besitzer namhafter Pferde nahmen alle aus Estermanns Beritt. Seither reitet der Luzerner einfach an kleineren, auch internationalen Turnieren mehrheitlich jüngere Pferde.