Die Pferde-Anhänger stehen direkt beim Reitplatz. Kreuz und quer und in allen Grössen. Die Lastwagen müssen ganz schön zirkeln, bis sie einen geeigneten Standplatz finden. Der grösste gehört Martin Fuchs. Der aktuelle Weltranglisten-Zweite haucht den Pferdesporttagen Team Balmer in Aesch ZH bei Neftenbach ebenso eine grössere Bedeutung ein wie die Tatsache, dass sie das erste Turnier nach dem Lockdown sind.
«Es ist schön, wieder auf Concours zu sein», sagt Fuchs. «Es war eine spezielle Zeit, an kein Turnier zu können. Aber ich habe es auch zuhause genossen, Zeit mit den Pferden zu haben und an Wochenende nicht immer fort zu sein. Normalerweise bin ich 46 Wochen pro Jahr an Turnieren.»
Auch Luigi Baleri ist glücklich, dass er nach drei Monaten Springsport-Pause am Wochenende wieder an einem Turnier ist. «Meine Familie sagte mir heute Morgen, bevor ich mich auf den Weg machte, dass ich so richtig strahle», erzählt Baleri, der seit Jahren Fuchs’ treuer Unterstützer ist und einige seiner Top-Pferde besitzt.
Elektronische Armbänder für Zuschauer-Zählung
Fuchs’ Vater Thomas wirbelt wieder als Trainer, begeht mit seinem Sohn, dessen Freundin Paris Sellon und anderen Schützlingen den Parcours vor den Prüfungen. Mutter Renata fährt am Nachmittag den zweiten Transporter der Familie aufs Gelände mit den Pferden für die letzte Prüfung. Sie kümmert sich stets um den intensiven Papierkram, wie zum Beispiel die Anmeldungen für die Turniere, die Reisen von Reiter und Tieren, die Ausfuhrpapiere der Pferde (so genannte Carnets). Diesbezüglich hatte sie es während dem Lockdown ruhiger – doch der Betrieb auf dem Hof von Fuchs in Wängi TG lief gleich weiter.
Jetzt ist die Familie zurück im Turnier-Alltag. Auch dank Nico Balmer, dem jungen und neuen Besitzer der Anlage. In nur einer Woche stellt er den Event auf die Beine. «Die Organisation des erforderlichen Schutzkonzeptes war dabei die grösste Challenge», gesteht er. Maximal 300 Personen dürfen sich auf der Anlage aufhalten. Jeder Reiter, der je nur eine Begleitperson dabei haben darf, sowie jeder Zuschauer und Anwesende erhält beim Eingang ein E-Armband, mit dem man erfasst und gezählt wird.
Auch die Logistik mit den Transportern ist herausfordernd. Deshalb werden die Reiter, die ihre Prüfungen absolviert haben, über den Lautsprecher immer wieder gebeten, die Heimfahrt anzutreten, damit die nächsten ankommenden Anhänger Platz finden. Der Zeitplan mit nur zwei Prüfungen am Morgen und zwei grösseren am Nachmittag ist dabei hilfreich. Siegerehrungen gibt es keine.
In zwei Wochen auf internationaler Bühne
Fuchs startet über 1.30 m mit zwei Pferden. Hengst Chaplin (13), der Ende Februar von einer langwierigen Verletzung zurückgekehrt ist und dann vom Lockdown ausgebremst worden ist, wird vom Europameister nun wieder langsam an grosse Springen herangeführt. Mit Chaplin bleibt Fuchs fehlerfrei, aber er forciert das Tempo nicht und landet auf Rang 26.
Ganz anders mit Cha Mu, einem neuen Pferd in seinem Beritt. «Er hat sich super präsentiert und der Auftakt ist uns gelungen», freut sich Fuchs, der mit dem zehnjährigen Wallach diesen Durchgang gewinnt. «Ich wollte schauen, wie er mit dem Tempo zurecht kommt und er hat es sehr gut gemeistert.» In der grössten Prüfung über 1.35 m wird der 27-Jährige mit Cha Mu Sechster.
Nach diesem nationalen Turnier gehts für die Pferde wieder zurück in den Stall nach Wängi TG. Fuchs dagegen schlägt den Weg Richtung Italien ein, dank der Grenzöffnung kann sich der Springreiter im Nachbarland neue Pferde anschauen. Und in zwei Wochen steht in St. Tropez (Fr) der erste internationale Concours an.