Das Leben eines Springreiters ist getaktet. Montag und Dienstag reiten sie ihre Pferde zuhause, Mittwoch bis Sonntag sind sie an einem Turnier. Für ihre Pferde stellen sie oftmals einen Jahresplan zusammen, welcher Top-Crack wann zum Einsatz kommt. Und nun? «Gibt es gar keine Pläne», sagt Martin Fuchs, der an diesem Wochenende unter normalen Umständen am Weltcup-Final in Las Vegas um Medaillen geritten wäre.
Die Weltnummer 2 verbringt in der Corona-Krise nun ungewohnt die ganze Woche auf seinem Hof in Wängi TG. Frei vom Reisestress geniesst Fuchs diese Zeit. «Auch weil wir praktisch uneingeschränkt trainieren können. Wir reiten und bewegen unsere Pferde. Wir sind in einer glücklichen Lage.»
Nicht mehr als 5 Personen
Weil immer mit mehreren Pferden gleichzeitig gearbeitet wird, achtet der 27-Jährige darauf, dass sich nicht mehr als fünf Personen in der Halle oder auf einem Platz befinden. Auf der grosszügigen Anlage und dank dem guten Wetter verteilt er sie auf drei Plätze.
Nebst dem täglichen Reit-Training springt Fuchs seine Pferde einmal wöchentlich über einzelne Hindernisse, «aber nie höher als 120 Zentimeter», erklärt er. In grossen Prüfungen an Turnieren müssen Hindernisse bis 160 cm überwunden werden.
Um die Pferde bei Laune zu halten, sorgen der Europameister und sein Team für Abwechslung. Auch mit einem Novum: Auf dem Sandplatz baut Fuchs einen richtigen Parcours inklusive Nummern und Abfolge auf. So simuliert er ein Turnier, reitet und springt – wie an den Events auch – zuerst in der Halle, danach absolviert er draussen den ganzen Parcours. «Die Pferde sind sehr motiviert dabei.»
Keine Wettkämpfe bis mindestens Ende Juni
Bis Fuchs wieder wettkampfmässig reiten kann, dauert es noch. Bis mindestens Ende Juni sind alle grossen Turniere abgesagt oder verschoben. Sobald man weiss, wann es wieder losgehen kann, macht er mit den Spitzenpferden wie Clooney einen Aufbau, um sie auf grosse Aufgaben vorzubereiten.
Doch trotz seinem Optimismus und der Auslastung mit den Pferden – mit einer Herausforderung ist auch Fuchs konfrontiert: der finanziellen. Die Preisgelder fallen weg, die Einnahmen aus dem stillstehenden Pferdehandel ebenso. Doch viele Kosten bleiben. Die der Pension für die Pferde, also deren Boxen und Futter, werden von den Besitzern gedeckt. Für deren Pflege aber sind Fuchs' Angestellten zuständig, die Lohnkosten bleiben also. Doch im Familien-Betrieb, in dem auch seine Eltern Thomas und Renata arbeiten, wird umsichtig kalkuliert, damit diese Phase überbrückt werden kann.