Auf einen Blick
- Gefährliche Abfahrt beim Zeitfahren in Zürich sorgt für Debatten
- Organisatoren waren teilweise die Hände gebunden
- Profis erreichten Geschwindigkeiten von über 90 km/h
Rote Köpfe, Angst und Kopfschütteln bei der WM in Zürich! Die rasante Abfahrt beim Zeitfahren vom Pfannenstiel auf der Schwabachstrasse in Richtung Zürichsee sorgte für hitzige Debatten. «Man stürzt sich fast blind in ein schwarzes Loch, weil dort die Bäume kaum Licht durchlassen», meinte die Belgierin Lotte Kopecky (28). Tatsächlich donnerten die besten Profis mit über 90 km/h in Richtung Zürichsee. Der letzte Abschnitt mit 14 Prozent Gefälle war für die Holländerin Ellen van Dijk (37) «sehr beängstigend».
Die Schweizerin Elena Hartmann (33) betonte, dass es zwar kaum Kurven gebe, es aber extrem steil sei. Und vor allem: «Der Belag ist schlecht.» Als Blick den Italiener Edoardo Affini (28) nach seinem Ritt zu Zeitfahr-Bronze darauf anspricht, meint er: «Das war über dem Limit. Ganz ehrlich, der Belag ist schlecht. Ich verstehe nicht, warum man keine bessere Strasse finden konnte, um zum See zu gelangen.»
«Ist kein Billard-Teppich, aber...»
Olivier Senn, der sportliche Leiter der WM, lässt die Kritik nur bedingt gelten. «Jeder konnte den Kurs vorher abfahren, viele Nationalteams waren schon vor Wochen hier und haben Videos gedreht. Klar, das ist kein Billard-Teppich dort, aber es gab keine Alternativen.»
Tatsächlich prüften die Organisatoren ursprünglich die weniger gefährliche Route nach Meilen. Dann wäre der Fährverkehr von und nach Horgen eingeschränkt gewesen – das wollte der Kanton nicht, um den Verkehr nicht noch mehr zu beeinträchtigen.
Fakt ist: Vor der gefährlichen Rechtskurve, die nach der Abfahrt in die Seestrasse führt, wurden mehrere Warnhinweise aufgestellt. Ähnlich wie in der Formel 1: Noch 300 Meter, noch 200 Meter, noch 100 Meter. «Wir haben alles gemacht, was möglich ist», so Senn.
Doch was ist mit der Kritik am schlechten Belag? Die Gemeinde habe sich gegen eine umfassende Erneuerung der Strasse entschieden, sagt Senn. «Jetzt hat es einige Wellen drinnen. Immerhin konnten wir die Löcher, die es vorher hatte, ausbessern – dafür haben wir die Hälfte der Kosten übernommen.»
Rutschpartie bei der U23?
Noch gab es bei dieser WM keine Stürze an der berüchtigten Passage. Noch nicht? Das U23-Zeitfahren der Männer mit dem Schweizer Rad-Talent Jan Christen (20) wird am Montagnachmittag wird der letzte Prüfstein.
Das Wetter verheisst dabei nichts Gutes, es soll regnen. Übrigens: Der Australier Jay Vine (28) stürzte beim Elite-Zeitfahren entgegen vieler Meinungen nicht in dieser haarigen Abfahrt, sondern danach – er erreichte das Ziel blutüberströmt.