Welch ein Finish in Wollongong!
Die zwei Schweizerinnen Elise Chabbey und Marlen Reusser müssen sich auf den letzten Metern des WM-Strassenrennens in Down Under geschlagen geben. Annemiek van Vleuten aus Holland trocknet im strömenden Regen südlich von Sydney alle ab und holt sich die Goldmedaille.
Als sich die führende Zwölfergruppe kurz vor dem Ziel auf einen Sprint einstellt, nochmals die Kräfte bündelt und praktisch nicht mehr in die Pedalen tritt, fliegt von hinten rechts van Vleuten an allen vorbei und schnappt sich den Weltmeistertitel. Silber holt sich die Belgierin Lotte Kopecky, Bronze geht an Silvia Persico aus Italien.
Schweizer Chancen intakt
Genauso gut hätte sich eine Schweizerin die Krone im Strassenrennen aufsetzen können. Denn zum Schluss des Rennens siehts noch echt gut aus für zwei der Fahrerinnen mit dem roten Dress und weissen Kreuz. Rund 25 Kilometer vor dem Ziel am Mount Pleasant kommts zum Angriff einer Achtergruppe. Darunter auch Elise Chabbey, die Genfer Medaillenhoffnung der Schweiz.
14 Kilometer vor der Ziellinie aber ist das Feld wieder beisammen, bis Marlen Reusser (31) plötzlich angreift und eine Lücke herausfährt. Noch 12 Kilometer sind zu fahren, Reusser gibt allein an der Spitze alles. Reicht das? Nein, Reusser muss sich einholen lassen und hofft nun, im Finish ihre Landsfrau Chabbey zum Sieg zu führen.
Van Vleuten mit gebrochenem Ellbogen zu Gold
Doch dann macht van Vleuten allen einen Strich durch die Rechnung. Die Rad-Königin aus Vleuten, einem Ortsteil von Utrecht, will sich nicht auf einen Sprint einlassen. Dies, weil sie sich im Mixed-Teamrennen den Ellbogen gebrochen hat und sogar im Spital landete. Trotzdem überquert sie die Ziellinie als Erste. Chabbey wird letztlich Neunte, Reusser landet auf Platz 13.
«Ich kann das noch immer nicht glauben», so van Vleuten nach ihrem Coup. «Ich wusste, dass ich mit meinem Ellbogen nicht sprinten kann, also wartete ich einfach auf den Moment, in dem ich von hinten attackieren konnte. Das war meine einzige Chance. Ich wartete und wartete darauf, dass die andern mich einholen mit ihren Sprints. Aber sie haben mich nicht mehr geschnappt. Mit dem Ellbogen wars die Hölle.»