Erinnern Sie sich an den Duracell-Hasen? Elise Chabbey funktioniert nach einem ähnlichen Prinzip. Sie fährt und fährt und fährt. «Ich brauche das, um die Motivation hochzuhalten», sagt sie schmunzelnd. 56 Renntage hat die Genferin bereits in den Beinen. Sie fuhr den Giro d’Italia, die Tour de France und zuletzt die Vuelta. «Ich brauche nicht viel Zeit, um mich zu erholen. Darum ist so ein Programm überhaupt möglich», sagt sie.
Chabbeys letztes Rennen endete mit einem Sieg. Beim Team-Zeitfahren in Australien holte sie WM-Gold für die Schweiz. «Wir haben danach schon etwas gefeiert, es war eine kurze Nacht», sagt Chabbey. Übertrieben hat sie es aber nicht. Kein Wunder, beim WM-Strassenrennen (Samstag, ab 04:25 Uhr Schweizer Zeit) ist sie das helvetische Ass im Ärmel. «Elise ist so stark in Form wie noch nie, wirklich super drauf. Wir werden für sie fahren», kündigt ihre Teamkollegin Marlen Reusser (30) an.
Vor 10 Jahren fuhr sie Kajak
Ob Chabbey eine Medaille holen wird, ist offen. Andere Teams sind breiter aufgestellt, die Top-Favoritinnen sind andere – vor allem die Holländerinnen. Sicher ist: Die Frau, die 2012 bei den Olympischen Spielen in London im Kajak antrat, wird attackieren. So tickt Chabbey, das zeichnet sie aus. «Ich kann im positiven wie im negativen Sinn explodieren. Manchmal fahre ich zu aggressiv und verliere so Energie. Aber ich mag es, etwas zu versuchen. Ich bin nicht gerne hinten im Feld, da kann man immer in einen Sturz involviert werden.»
Das passierte der ausgebildeten Ärztin in ihrer Karriere schon oft. Zu oft. «Stimmt. Aber das ist Vergangenheit. Ich freue mich auf die 164 Kilometer, die uns bevorstehen», so Chabbey. Und sollte es letztlich sogar zu Edelmetall reichen, würde sie das wohl gebührend feiern. Reusser: «Elise wirkt manchmal zurückhaltend, sie ist aber eine sehr lustige Frau.»