Es gibt eine Karikatur, die die Gedanken an Gino Mäder (†26) während der Tour de France besonders gut beschreibt. Sie zeigt die Szene der 19. Etappe, als Matej Mohoric (Sln) im Zielsprint in Poligny eine Felgenbreite vor seinem Fluchtkollegen Kasper Asgreen (Dä) über die Ziellinie rast.
Am Hinterrad von Mohoric: Ein zusätzlicher Fahrer in orangem Trikot mit Heiligenschein über dem Helm. Der Engel Gino Mäder gibt seinem ehemaligen Teamkollegen den entscheidenden Schubs für den Sieg. Die Karikatur der Instagram-Künstlerseite «fe.tte» bringt es auf den Punkt: Der im Juni verstorbene Mäder verpasste zwar die Tour, war irgendwie aber doch mit dabei.
«Es machte uns entschlossener denn je»
Nach seinem Sieg bei der 19. Etappe brach Matej Mohoric in Tränen aus. In seinem emotionalen Interview hatte auch Gino Mäder seinen Platz. «Ich versuchte mein Bestes für ihn», sagt der Slowene.
Nach der Zieleinfahrt in Paris zwei Tage später gab Mohoric noch tiefere Einblicke, wie sein Team das tragische Schicksal des ehemaligen Teamkollegen verarbeitet hat. «Es brachte uns näher zusammen und machte uns entschlossener denn je, uns zu zeigen», sagte er zu Eurosport.
Neben ihm holten mit Wout Poels (Ho) und Pello Bilbao (Sp) zwei weitere Fahrer des Teams Bahrain-Victorious einen Etappensieg, den auch sie im Siegerinterview Gino Mäder widmeten.
Der Gesamt-Sechste fuhr von Etappe zu Etappe für Mäder
Pello Bilbao (33) und Gino Mäder, das war eine speziell enge Freundschaftsbeziehung. Mäder taufte sogar seinen Hund «Pello». Die grosse Wertschätzung kam an der Tour durch den Basken zurück: Zum Start in seiner Heimatregion lancierte Bilbao eine Spendenaktion, um im Baskenland für Mäder ein abgeholztes Stück Land zu kaufen und es aufzuforsten.
Für jeden Fahrer, den Bilbao während jeder Etappe hinter sich lasse, kündigte er an, 1 Euro zu spenden, wie es Mäder vor zwei Jahren an der Vuelta für ein anderes Projekt getan hat. Die Aufsummierung nach den 21 Etappen für den Gesamt-Sechsten ergibt nach Blick-Rechnung (ohne jeweils ausgeschiedene Fahrer, doppelter Betrag für Sieg): 2931 Euro.
Der Moment mit Tausenden Fans
An der Tour waren viele weitere Andenken ersichtlich. Hinter der Windschutzscheibe des Bahrain-Victorious-Teams fuhr die Startnummer von Gino Mäder mit. Die 61, die ansonsten dem Captain gehört hätte, wurde für Mäder reserviert.
Dann gab es Fahrer, die von einem auf den Rahmen geklebten Gino-Mäder-Sticker begleitet wurden, beispielsweise Georg Zimmermann (De).
Eine eindrucksvolle Geste fand vor drei Wochen zum Auftakt statt: die Schweigeminute am Startort Bilbao im Baskenland vor Tausenden versammelter Fans. Im Rückblick wird klar: Es war nur der Anfang der Andenken an Gino Mäder während der dreiwöchigen Tour.