Heftiger Massensturz und schwere Verletzungen im Klassiker
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Lüttich–Bastogne–Lüttich:Heftiger Massensturz und schwere Verletzungen im Klassiker

Tour-Chefin über Crash ihres Liebsten Alaphilippe
«Ich fürchtete um sein Leben»

Sie war Velo-Profi, ist ein TV-Star und Direktorin der Tour de France Femmes: Marion Rousse (30). Die Französin erlebte im April bange Momente am Mikrophon wegen ihres Partners. Nun redet sie darüber und sagt, wohin sich der Frauen-Radsport entwickeln soll.
Publiziert: 21.07.2022 um 22:22 Uhr
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Marion Rousse ist die Direktorin der Tour de France Femmes, welche am Sonntag in Paris beginnt. Foto: © Nathalie GUYON - FTV
Foto: Nathalie GUYON
Mathias Germann

Während der Tour ist vor der Tour! Wenn die Männer am Sonntag nach drei qualvollen Wochen endlich Paris erreichen, starten die Frauen zu ihrer Frankreich-Rundfahrt. «Tour de France Femmes» heisst die achttägige Rundfahrt, die erstmals seit 2009 wieder ausgetragen wird. «Diese Tour könnte ein Schlüsselmoment in der Entwicklung des Frauen-Radsports sein», sagt Tour-Direktorin Marion Rousse zu Blick.

Die 30-Jährige ist in Frankreich überall bekannt. Das liegt weniger daran, dass sie einst selbst nationale Rad-Meisterin war. Vielmehr ist sie seit Jahren die einzige TV-Expertin des französischen Fernsehens, wodurch sie oft im Fokus steht. Gleichzeitig ist die mit Julian Alaphilippe (30), dem zweifachen Strassen-Weltmeister (2020 und 2021), liiert. Die beiden sind das Rad-Promi-Paar schlechthin und Eltern des einjährigen Nino. Rousse: «Das ist das Leben, welches wir gewählt haben. Man muss sich anpassen, auch wenn es nicht einfach ist. Während der Tour der Männer beispielsweise sehe ich meine Familie nur an den Ruhetagen.» Heisst: zweimal während eines Monates. «Aber ich beklage mich sicher nicht», sagt sie.

Horror-Unfall mit Folgen

Rousses Lebenspartner Alaphilippe radelt derzeit nicht durch Frankreich – er wurde von seinem Team nicht aufgeboten. Warum? Weil er sich bei einem fürchterlichen Sturz im Frühling beim Klassiker schwer verletzt hatte. Er war mit voller Wucht in einen Baum geknallt. Gemäss seinem Landsmann Romain Bardet (31), der ebenfalls zu Fall kam, habe Alaphilippe geschrien: «Ich kann mich nicht bewegen, ich kann mich nicht bewegen!»

Rousse kommentierte das Rennen live am TV mit. «Ich wusste nicht, wie es Julian ging und fürchtete gar um sein Leben. Ich hatte grosse Angst», erzählt sie. Kurz darauf erreichte sie Alaphilippe am Handy – er lag zu diesem Zeitpunkt in der Ambulanz. «Erst danach war ich etwas erleichtert», so Rousse. Die Diagnose im Spital: Zwei gebrochene Rippen, ein gebrochenes Schulterblatt und eine kollabierte Lunge.

250’000 Franken für 8 Etappen

Das ist Geschichte. Nun freut sich Rousse auf die Tour de France voraus. «Als ich noch Rennen fuhr, hatte das nichts Professionelles. Ich musste nebenbei arbeiten.» Wäre der Frauen-Radsport schon früher so entwickelt gewesen wie heute, hätte sie ihre Karriere kaum mit 24 Jahren beendet.

Mittlerweile haben die Frauen besser organisierte Rennen, es steckt eine Strategie dahinter, mehrere World-Tour-Teams der Männer haben auch weibliche Equipen aufgebaut und es gibt einen Mindestlohn (27’000 Euro pro Jahr). «Wir nehmen Schritt für Schritt. Das Ziel ist, eine finanzielle Stabilität aufzubauen und die Gehälter weiter anzuheben», so Rousse.

Tatsächlich hängt der Frauen-Radsport im Vergleich zu den Männern trotz allem weit hinterher. Es ist fast wie im Fussball. Ein Beispiel? Das Tour-Preisgeld der Männer beträgt 2,82 Millionen Franken, jenes der Frauen 250’000 Franken. Rousse: «Der Frauen-Radsport soll künftig zur Normalität im TV werden. Und keine Rarität mehr sein. Das wäre die Basis für eine gute Zukunft.»

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