Top-Talent wie Hirschi
So tickt Rad-Youngster Gino Mäder (23)

Er könnte jener Rundfahrten-Spezialist werden, von dem die Schweiz schon lange träumt: Gino Mäder. Für ihn ist Radfahren mehr als nur ein Job.
Publiziert: 09.11.2020 um 11:29 Uhr
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Aktualisiert: 21.04.2021 um 09:04 Uhr
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Gino Mäder (23) beendet am Sonntag seine erste Grand Tour. (Archivbild)
Foto: Andy Mueller/freshfocus
Mathias Germann

Alle reden von Marc Hirschi (22). Und nur wenige von Gino Mäder (23). Ist das ungerecht? Nein, schliesslich hat Hirschi in den letzten Monaten alle verblüfft. Trotzdem ist auch Mäder ein grosses Schweizer Rad-Talent. Soeben hat auch der Oberaargauer seine erste Grand Tour beendet. Bei der Vuelta zeigte Mäder seine Klasse immer wieder. So auch am Samstag, als er nach dem Schlussanstieg zum Alto de la Covatilla Zweiter wurde. Nach einem schwierigen letzten Jahr fühlt sich Mäder nun, als wäre er «angekommen», wie er es selbst formuliert. «Einiges an Last fällt nun ab. Ich konnte in den letzten drei Wochen viel lernen. Und mein Körper liess mich nicht hängen.»

In der Wertung des besten Jungprofis belegte Mäder letztlich Platz 4 – und das, obwohl er seine Strategie anpasste und auf Etappensiege fuhr. «Mir hat jeder Tag Spass gemacht.» Letztlich bleibt aber Fakt: Für viele Experten ist der 61-Kilo-Mann kein Etappenjäger, sondern der geborene Rundfahrer. «Da sehe ich schon auch mein Potenzial», sagt der Allrounder selbst.

«Ich will wissen, wie die Welt aussieht»

Dabei kommt Mäder eine besondere Qualität zugute: Er liebt das Radfahren so sehr, dass es ihm sogar schwerfällt, dafür das Wort Beruf zu verwenden. «Velofahren ist ein Gefühl», sagt er. Ist er ein sensibler Mensch? «Das streite ich nicht ab.» Es ist eine von Mäders Stärken. Umgekehrt gilt: Wenn ein Rädchen nicht ins andere greift, kann ihn das schon mal aus der Bahn werfen. «Ich denke auch über das Leben ausserhalb des Radsports nach. Ich will wissen und verstehen, wie es auf der Welt aussieht», sagt er. Dabei wird ihm stets neu bewusst, in welch privilegierter Blase er lebt. «Ich verschliesse meine Augen nicht vor der Trauer und dem Leid, das woanders herrscht. Noch bin ich nicht in der Position, in der meine Stimme Gewicht hat. Sollte sich dies ändern, würde ich aber schon meine Meinung öffentlich sagen – auch zu politischen Themen.»

Lieber Giro oder Tour? «Giro!»

Das ist Zukunftsmusik. Wobei das Stichwort gegeben ist. Denn: Nach zwei Jahren verlässt Mäder das Team NTT Pro Cycling. Zukunftssorgen hat er aber nicht. «Wir sind in Verhandlungen mit anderen Mannschaften. Es sieht gut aus», sagt Mäder.

Und was ist sein grösster Traum? Die Antwort ist überraschend: «Den Giro d’Italia zu gewinnen.» Die Tour de France dagegen interessiert ihn weniger. «Der Giro ist vom Profil her noch schwieriger. Dazu im Frühling, wenn das Wetter launisch ist. Wenn ich mir einen Erfolg wünschen dürfte, wäre es diesen.»

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