«Der letzte Anstieg ist brutal hart»
Hirschi schreibt Schweizer Rad-Geschichte

Marc Hirschi (22) brilliert und gewinnt die Flèche Walonne. Dabei agiert er erneut taktisch klug, im Ziel spielt er dies aber herunter.
Publiziert: 30.09.2020 um 19:22 Uhr
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Aktualisiert: 08.12.2020 um 14:26 Uhr
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Marc Hirschi reitet weiter auf einer Erfolgswelle.
Foto: imago images/Panoramic International
Mathias Germann

Hört denn das nie auf? Hoffentlich nicht! Marc Hirschi reitet weiter auf einer Erfolgswelle. Nach seinem Etappensieg bei der Tour de France und WM-Bronze gewinnt der 22-jährige den Ardennen-Klassiker «Flèche Walonne». Er ist der erste Schweizer seit Ferdy Kübler 1952, der das belgische Rennen mit dem legendären Schlussanstieg, der «Mur de Huy», für sich entscheidet.

«Ich bin super happy mit Team und mit mir», so der Sunweb-Profi. Auf den 202 Kilometern behält Hirschi wie gewohnt ruhig Blut – und er nutzt in Abwesenheit von Weltmeister Julian Alaphilippe (28, Fr) und Silbermedaillengewinner Wout van Aert (26, Be) die Gunst der Stunde. Als die letzten Ausreisser gut einen Kilometer vor dem Ziel eingeholt sind, bleibt Hirschi ruhig. Im Stile eines Routiniers gerät er auch nicht in Panik, als die Routiniers Richie Porte (35, Aus) und später Michael Woods (Ka, 33) angreifen. Im Gegenteil: Hirschi ihnen auf dem Gepäckträger und schert erst 100 Metern vor dem Ziel aus, um sicher zu gewinnen. So einfach geht das. Oder? Hirschi: «Das sah vielleicht so aus. Aber diese Steigung ist so hart, dass ich nichts mehr wahrgenommen habe – auch die Zuschauer nicht. Ich war voll im Laktat.»

«Alles, was noch kommt, ist Bonus»

Hirschi zeigt einmal mehr grosses Renngespür. Wobei er diese Qualität in diesem Fall nicht überbewerten möchte. «Es ging letztlich um die rohe Kraft, denn der letzte Anstieg ist einfach brutal. Da muss man im Kopf stark sein, um die Schmerzen auszuhalten.» Genau das gelingt dem Berner Youngster. Als sein Sieg feststeht, lässt Hirschi auf der Ziellinie zuerst die Arme hängen, um dann die rechte Faust in die Höhe zu strecken. Es scheint, dass das Nutella-Brot, welches sich Hirschi jeweils beim Frühstück gönnt, weiter Flügel verleitet – egal, was Ernährungswissenschaftler sagen.

Nach seinem zweiten Profi-Sieg und einer langen Wettkampfphase hat Hirschi noch nicht Ferien. Zuerst startet er am Sonntag zu Lüttich-Bastogne-Lüttich, das einen noch grösseren Stellenwert als die «Flèche Walonne» hat. Schlägt «Flying Hirschi» erneut zu? «Alles, was in dieser Saison noch kommt, ist Bonus. Zuerst will ich jetzt diesen Sieg geniessen, dann schaue ich auf Sonntag.»

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