Dylan Groenewegen hat immer noch zu kämpfen. Der Übeltäter und Auslöser eines schlimmen Sturzes vor fünf Monaten wird immer massiver bedroht.
Eine kurze Rückblende zum 5. August 2020: Der Niederländer checkt bei einer Etappe der Polen-Rundfahrt seinen Landsmann Fabio Jakobsen beim Schlusssprint ins Absperrgitter am Strassenrand. Groenewegen wird vom Verband neun Monate gesperrt.
In der Folge wird der 27-Jährige von wütenden Fans bedroht. Jakobsen liegt in der Zwischenzeit im künstlichen Koma und kämpft um sein Leben. Schon im Nachgang an den schlimmen Unfall sagt Groenewegen zum TV-Sender NOS: «Das war deutlich mein Fehler. Ich bin von meiner Linie abgewichen und das darf man nicht», nimmt er die Schuld auf sich und betont, dass es nie seine Absicht war, andere Fahrer in Gefahr zu bringen.
«In was für einer Welt leben wir eigentlich?»
In der Zwischenzeit muss Groenewegen psychiatrische Hilfe in Anspruch nehmen, um mit den Anfeindungen klarzukommen. Jetzt äussert sich Groenewegen erneut. Der holländischen Zeitschrift «Helden» sagt er: «Es gab sehr ernste und konkrete Drohungen, sodass wir die Polizei einschalteten. Die stand dann vor unserer Tür. Wir durften das Haus nicht spontan verlassen, höchstens in Begleitung der Polizei.»
Der vierfache Tour-Etappengewinner und seine Familie brauchen Schutz. Denn die Bedrohungen für die Groenewegens werden immer heftiger. «Wir haben handgeschriebene Briefe erhalten», erzählt Groenewegen, «und in einem von ihnen haben uns ein Stück Seil geschickt, damit wir unseren Sohn aufhängen. Das war natürlich sehr schwer. Die Polizei hat Massnahmen ergriffen und wir haben uns gefragt: Was ist hier los? Wie ist so etwas möglich? In was für einer Welt leben wir eigentlich?»
In Ungarn wieder dabei?
Die Anfeindungen lassen nach. Groenewegen und seine Familie können wieder optimistisch in die Zukunft schauen. Denn auch seine Sperre hat er bald abgesessen. Seine Rückkehr in den Rad-Zirkus wird bei der Ungarn-Rundfahrt erwartet, die am 12. Mai startet.
PS: Jakobsen (24), der im letzten August wegen der schweren Kopfverletzungen noch um sein Leben kämpfte, geht es wieder viel besser. Im November stieg er wieder ins Training ein und bereitet sich nun auf die Saison 2021 vor. (leo)