Auf den Tag genau ein Jahr ist es her, als der Belgier Bjorg Lambrecht bei der Polen-Rundfahrt auf regennasser Fahrbahn gegen einen Betonpfeiler prallte und tödliche Verletzungen davon trug.
Nun, bei der ersten Etappe der diesjährigen Tour, kommt es erneut zu einem schweren Sturz. Der Niederländer Fabio Jakobsen (23) kollidiert im Schlusssprint bei rund 80 km/h mit dem Absperrgitter. Dies nachdem ihn sein Landsmann Dylan Groenewegen(27) abgedrängt hat.
Jakobsen bleibt bewusstlos liegen und wird mit dem Hubschrauber ins Spital geflogen. Dort wird er in ein Koma versetzt und intubiert. Groenewegen wird nach kurzer Zeit disqualifiziert und Jakobsen erhält den Sieg zugesprochen.
«Jedes Jahr derselbe dumme Bergab-Sprint!»
«Das war ein krimineller Akt von Groenewegen. Er gehört dafür in den Knast, dafür würde ich vor Gericht ziehen», twittert Jakobsens Teamchef Patrick Lefevere.
Der deutsche Rad-Profi Simon Geschke schreibt: «Jedes Jahr derselbe dumme Bergab-Sprint bei der Polen-Rundfahrt. Jedes Jahr frage ich mich, warum die Organisatoren denken, das sei eine gute Idee. Massensprints sind gefährlich genug, man braucht kein Bergab-Finale mit 80 km/h!»
Wie ein Spital-Sprecher in Sosnowiec am Mittwochabend mitteilte, wurde Jakobsen von Orthopäden und Kieferchirurgen operiert. Sein Zustand sei zuerst ernst gewesen, jetzt aber stabil. Man müsse abwarten. Am Donnerstagvormittag dann das Update seines Teams Quick-Step: «Die Ärzte werden noch am Donnerstag versuchen, Fabio aus dem Koma aufzuwecken.» Der Zustand sei immer noch ernst, aber stabil. Immerhin herrsche keine Lebensgefahr mehr, wie die Ärzte mitteilen.
«Inakzeptables Verhalten» von Groenewegen
Unterdessen hat auch der Welt-Radverband Massnahmen eingeleitet gegen Groenewegen: «Die UCI verurteilt auf das Schärfste das gefährliche Verhalten des Fahrers Dylan Groenewegen, der Fabio Jakobsen wenige Meter vor dem Ziel in die Absperrung geschickt und damit einen Massencrash ausgelöst hat», heisst es in einem Statement.
Der Weltverband teilt weiter mit, dass der Fall wegen des «inakzeptablen Verhaltens» Groenewegens sofort für weitere Sanktionen an die Disziplinar-Kommission weitergeleitet worden sei.
Groenewegen: «Schrecklich, was passiert ist»
Unterdessen hat Groenewegen sein Bedauern über den folgenschweren Unfall ausgedrückt. Auf Twitter schreibt er: «Was am Mittwoch geschehen ist, ist schrecklich. Ich finde keine Worte um zu beschreiben, wie leid es mir tut für Fabio und die anderen, die gestürzt sind oder betroffen waren.»
Bereits als Rüpel bekannt
Übeltäter und Sturz-Auslöser Groenewegen ist kein unbeschriebenes Blatt. Der 27-Jährige vom Team Jumbo-Visma fiel bereits im Oktober 2016 negativ auf. Bei einem Sprint in Brüssel stellte er sich dem Belgier Oliver Naesen in den Weg und drückte ihn in die Absperrung.
Naesen kam glimpflich davon, sein Einspruch bei der Renn-Kommission blieb aber ohne Gehör und Groenewegen wurde der Sieg zugesprochen.
Zoff mit Tour-Fans
Zwei Jahre später legte sich Groenewegen bei der Tour de France mit den Fans an. Bei der siebten Etappe des Grande Boucle 2018 setzte sich der Holländer im Sprint gegen Gaviria und Sagan durch und legte anschliessend seinen Zeigefinger auf den Mund.
Damit wollte er die Fans zum Schweigen bringen, die ihn in den Tagen zuvor immer wieder wegen seiner Sprintweise kritisierten. (wst/leo)