Die Helden-Geschichte von Annemiek van Vleuten von der Rad-WM kriegt eine kuriose Note. Bevor und nachdem die 39-jährige Holländerin am vergangenen Samstag in Wollongong (Aus) mit gebrochenem Ellbogen kurz vor dem Ziel allen davonbraust und solo gewinnt, haut ihr die Rennleitung auf die Finger.
Teil eins passiert nach 20 Kilometern: Van Vleuten kriegt die Anweisung, ihr Trikot zu bedecken, wie «Eurosport» berichtet. Es sei zu orange und passe nicht in das Gesamtbild ihrer holländischen Teamkolleginnen, die in weisseren Trikots fahren. Van Vleuten zieht eine Jacke drüber an. Trotzdem flattert vom Rad-Weltverband eine Busse von 500 Franken rein.
Regelbuch spricht von Ausschlüssen statt Bussen
Teil zwei folgt im selben Rennen: Auch Van Vleutens Socken entsprechen nicht den Regeln, weil sie fast bis zu den Knie gehen. Die erlaubte Sockenhöhe reicht aus Aerodynamik-Gründen bis Mitte Unterschenkel. Der Rad-Weltverband UCI erhöht die Busse um 200 Franken.
Darüber darf Van Vleuten fast froh sein. Bei ganz strenger Regelauslegung hätten die Vergehen womöglich bis zur Disqualifikation führen können. «Cyclingtips» hat den Fall untersucht und bemerkt: «Das Reglement spricht nicht explizit von Geldstrafen, sondern nur von verschiedenen Formen des Ausschlusses.» Obwohl für die Rad-Plattform ein Ausschluss viel zu hart gewesen wäre, sei das Reglement ungeschickt formuliert.
Mit den 700 Franken Strafe kommt Van Vleuten also mit blauem Auge davon – und mit dem sensationellen WM-Titel. (str)