So eine Saison erlebte Stefan Küng (26) noch nie. Seit dem Re-Start nach der Corona-Pause bestritt er 33 Rennen – im Schnitt stand er fast jeden zweiten Tag an irgendeiner Startlinie. Insgesamt kam er 2020 auf 50 Renntage, also 30 weniger als normal. Aber eben – in dieser Saison war auch sonst nichts normal. «Besonders geschmerzt hat mich die Absage von Paris-Roubaix», sagt er. Dazu kamen zwei weitere Enttäuschungen. Erstens: An der Tour de France konnte er seinen Groupama-FDJ-Leader Thibaut Pinot (30) nicht zum Sieg führen – der Franzose scheiterte wie so oft. Und bei der Flandernrundfahrt bremste ihn ein Magen-Darm-Infekt. «Er hat mir so richtig den Stecker gezogen», sagt Küng.
Trotzdem: Der Thurgauer ist mit der Saison zufrieden. Vor allem, weil das er Zeitfahren von einer Sorgen- zu einer Spezialdisziplin machte – bei der EM gabs Gold, bei der WM Bronze. Dazu wurde Küng erstmals Schweizer Meister im Strassenrennen. «Es geht in die richtige Richtung. Ich bin heute da, wo ich vor dem Re-Start sein wollte.» Nun kann er endlich entspannen – zum Beispiel beim Wandern in den Bergen. «Das habe ich nötig, denn der Tank ist leer.»
«Sind jetzt mehrere, die für Furore sorgen»
Gleichzeitig macht sich Küng Gedanken über die Zukunft. Dabei denkt er auch über Corona nach. «Das Schutzkonzept der UCI hat insgesamt gut funktioniert. Der Radsport hat den grossen Vorteil, dass wir uns der Problematik von Ansteckungen mit Krankheitserregern schon lange bewusst sind. So haben alle grossen Teams eigene Köche, dazu halten wir Abstand und desinfizieren stets Hände und sogar die Hotelzimmer.» Für 2021 ist er daher optimistisch, dass es wieder eine normalere Saison geben könnte.
Freude macht Küng zudem der Aufstieg von Marc Hirschi (22), der eine Tour-Etappe und die Flèche Walonne gewann, dazu WM-Bronze im Strassenrennen hamsterte. Küng: «Auch Gino Mäder und Stefan Bissegger fuhren stark. Sie sind jung, fahren angriffig und machen mir Freude. Schön, dass wir jetzt mehrere sind, die für Furore sorgen.»