Marc Hirschi über die WM
«Eine schöne Tradition ohne Funk»

An der Rad-WM in Schottland ist alles angerichtet für ein spektakuläres Strassenrennen. Mit vielen Kurven und knackigen Anstiegen – und weniger Organisation aufgrund der Abwesenheit einer Technologie, über die ständig debattiert wird.
Publiziert: 06.08.2023 um 09:00 Uhr
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Aktualisiert: 06.08.2023 um 11:23 Uhr
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Das Schweizer Rudel: Stefan Bissegger, Marc Hirschi und Stefan Küng (v. l. n. r.) im Schweizer Nationaldress 2021 – sie sind diesen Sonntag alle mit dabei.
Foto: Getty Images
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Simon StrimerReporter & Redaktor Sport

Wenn heute in Schottland der Regen dazukommt, dann wird es erst recht unübersichtlich. Die letzten 143 km des 271 km langen WM-Strassenrennens finden auf zehn verwinkelten Runden mitten in Glasgow statt. 480 enge Kurven liegen vor den Fahrern. Aber auch ohne Regen wird es chaotischer als sonst. Der Grund: An der WM fahren die Rad-Stars ohne Funk im Ohr. «Endlich wieder!», werden viele Radsport-Liebhaber sagen.

Im heutigen Radsport ist der Teamfunk gang und gäbe. Sportliche Leiter füttern die Fahrer laufend mit Informationen über das Rennen, dirigieren über den Knopf im Ohr. Eine Ausnahme bilden WM und Olympia, wo der Funk nicht erlaubt ist. «Es ist eine schöne Tradition», sagt Marc Hirschi (24) zu SonntagsBlick. Der Berner geht als grösster Trumpf des Schweizer Teams ins Rennen.

«Dadurch kann es Momente geben, um wegzufahren»

«Ohne Teamfunk macht es alles ein bisschen unorganisierter», erklärt Hirschi. «Während des Rennens kriegt man einfach auf einer Tafel mitgeteilt, welche Nummern vorne sind – und dann muss man zuerst mal wissen, welche Nummer zu welcher Nation und welchem Fahrer gehört. Zum Teil können die Teams weniger schnell reagieren. Dadurch kann es gute Momente geben, um wegzufahren.»

Das Chaos kann zum Vorteil der Schweiz werden, um grösseren Nationen ein Schnippchen zu schlagen. Hirschi tritt zusammen mit Mauro Schmid (23), Stefan Küng (29), Stefan Bissegger (24), Silvan Dillier (33) und Fabian Lienhard (29) in einem sechsköpfigen Team an, während zum Beispiel Belgien um Titelverteidiger Remco Evenepoel (23) und Superstar Wout van Aert (28) zu neunt starten darf.

Hirschi sieht allerdings auch die Vorteile, die der Funk ansonsten bietet, und würde ihn nicht bei allen Rennen abschaffen wollen. «Aber ich finde es cool, wenn es dieses eine Rennen im Jahr ohne Funk gibt.» Andere Fahrer haben bei diesem Thema eine klarere Meinung.

Anstehende Rad-WM-Highlights

Sonntag, 6. August
Strassenrennen Männer. Mit Küng, Bissegger, Schmid, Dillier, Hirschi und Lienhard.

Montag, 7. August
BMX. Freestyle Frauen/Männer. Evtl. Finals mit Nikita Ducarroz.

Dienstag, 8. August
Strasse. Team-Zeitfahren, Mixed-Staffel. Mit Küng, Bissegger, Schmid; Reusser, Chabbey und Koller.

Donnerstag, 10. August
Strasse. Zeitfahren Frauen. Mit Reusser, Hartmann und Chabbey.

Freitag, 11. August
Strasse. Zeitfahren Männer. Mit Küng und Bissegger.

Samstag, 12. August
Mountainbike. Cross-Country Männer/Frauen. Mit Schurter, Flückiger, Forster; Keller, Frei und Neff (u.a.).

Sonntag, 13. August
Strassenrennen Frauen. Mit Reusser, Hartmann und Chabbey.

Sonntag, 13. August
BMX. Rennen, Finals. Evtl. mit Marquart und Claessens (u.a.).

Zusätzlich zu den Elite-Wettkämpfen hat die Schweiz auch in diversen Nachwuchskategorien Gold-Chancen.

Sonntag, 6. August
Strassenrennen Männer. Mit Küng, Bissegger, Schmid, Dillier, Hirschi und Lienhard.

Montag, 7. August
BMX. Freestyle Frauen/Männer. Evtl. Finals mit Nikita Ducarroz.

Dienstag, 8. August
Strasse. Team-Zeitfahren, Mixed-Staffel. Mit Küng, Bissegger, Schmid; Reusser, Chabbey und Koller.

Donnerstag, 10. August
Strasse. Zeitfahren Frauen. Mit Reusser, Hartmann und Chabbey.

Freitag, 11. August
Strasse. Zeitfahren Männer. Mit Küng und Bissegger.

Samstag, 12. August
Mountainbike. Cross-Country Männer/Frauen. Mit Schurter, Flückiger, Forster; Keller, Frei und Neff (u.a.).

Sonntag, 13. August
Strassenrennen Frauen. Mit Reusser, Hartmann und Chabbey.

Sonntag, 13. August
BMX. Rennen, Finals. Evtl. mit Marquart und Claessens (u.a.).

Zusätzlich zu den Elite-Wettkämpfen hat die Schweiz auch in diversen Nachwuchskategorien Gold-Chancen.

Schär, Breu und Mächler kritisierten Funk

Allen voran Michael Schär (36), der sich in seinem letzten Jahr als Radprofi befindet und nicht an der WM dabei ist. «Durch den Funk sind viele im Feld wie Hühner ohne Kopf unterwegs, weil viele Sportliche Leiter die ganze Zeit reden», sagte er vor zwei Jahren, als es an der Tour de France Stürze hagelte.

Auch Schweizer Rad-Legenden ist der Funk ein Dorn im Auge. «Die Fahrer sind völlig fremdgesteuert und wirken auf mich wie Roboter, die Befehle ausführen», kritisierte der zweifache Tour-de-Suisse-Sieger Beat Breu (65). Und während der diesjährigen Tour de France sagte der ehemalige Maillot-Jaune-Träger Erich Mächler (62) zu Blick: «Ich habe das Gefühl, dass der Knopf im Ohr zu den vielen Stürzen führt, und bin nicht wirklich zufrieden, wie aktuell Rennen gefahren wird.»

Sie alle dürfen sich vor dem WM-Strassenrennen am Sonntag die Hände reiben.

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