Tadej Pogacar (23) hat die Tour de France nicht zum dritten Mal gewonnen. Dennoch ist und bleibt der Slowene der beste Radfahrer der Welt. Keiner zweifelt daran, dass er schon bald wieder zuoberst auf dem Podest steht. Doch was ist Pogacars Geheimnis? Hinter dem Erfolg steht ein Spanier mit Glatze und Brille: Iñigo San Millán (52). Er ist Medizin-Professor an der Universität von Colorado und für Pogacars Trainingspläne verantwortlich. Im Rad-Zirkus gilt er als Genie.
Von Milláns riesigem Wissen profitiert auch Jan Christen (19), das grösste Schweizer Rad-Talent auf der Strasse. Wie Blick erfuhr, trainiert Christen seit zwei Monaten nach seinen Vorgaben. Er bestätigt: «Ich habe mit Tadej über Iñigo gesprochen, er hat nur Gutes erzählt. Unsere Trainingspläne sind nun praktisch gleich. Seine Ideen basieren auf Langfristigkeit, was mir gefällt.»
U23-WM und der erste Klassiker
Langfristig ist auch Christens Vertrag beim mächtigen Team UAE Emirates, für das auch Pogacar fährt. Er läuft bis 2028 und nicht bis 2027, wie angenommen wurde. Bislang war der Aargauer aus Gippingen an die kleinere Equipe Hagens Berman Axeon (USA) ausgeliehen, ab sofort kann er aber in der World Tour, also der höchsten Klasse, mittun.
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«Ich fühle mich dafür bereit und freue mich, mich regelmässig mit den Besten zu messen», sagt er. Gut möglich, dass Christen bei der Lombardei-Rundfahrt im Herbst seinen ersten Klassiker bei den Grossen bestreiten wird – vorher will er der Junioren-Europameister bei der WM in Glasgow in der U23-Kategorie und bei der Tour de l’Avenir glänzen.
Millán will den Super-Velofahrer
Zurück zu Trainer-Guru San Millán. Er hat ein bewegtes und bewegendes Leben hinter sich. Er war einst Junior bei Real Madrid, wechselte dann aber zum Radsport. Obwohl er alles versuchte, schaffte er es auch hier nicht zum Profi. San Millán, der auch schon bei Stierrennen in Spanien einige Adrenalin-Kicks erlebte, schlug eine Karriere als Wissenschaftler ein. In der Medizin fand er ein Feld, das ihn faszinierte – er forschte viel im Bereich Diabetes und erzielte dabei beachtliche Erfolge.
San Millán betreibt auch Krebsforschung und will Alzheimer verhindern. Und er ist fasziniert von der Idee, den Super-Velofahrer zu erschaffen. Sein Zone-2-Training wird viel diskutiert – es soll Wunder wirken. Dabei trainiert man die Ausdauer ohne Intensität, die Herzfrequenz bleibt niedrig, aber die Fettverbrennung ist gross. Tönt einfach? In Wahrheit ist es komplexer, die Details kennen nur er und seine Fahrer.
«Ich schicke ihm immer wieder meine Daten und er gibt Feedback», sagt Christen. Tatsächlich bleibt San Millán als Mastermind meist im Hintergrund. Er sucht das Rampenlicht nicht. Glänzen sollen seine Fahrer – in Zukunft auch Christen.