Er war kreidebleich und am Ende seiner Kräfte. Als Remco Evenepoel (23) vor vier Wochen zum Siegerinterview nach dem zweiten Giro-Zeitfahren gebeten wurde, sah man dem Belgier an: Er ist krank. Nach wenigen Minuten gab der Rad-Star die Rundfahrt auf – Corona. Und heute? Da scheint der rote Teufel des Radsports – Evenepoel war einst U15-Captain der belgischen Fussball-Nati – wieder bei Kräften zu sein.
Seine Gegner dürfen sich auf einiges gefasst machen. Als wäre es eine Drohung, postete er am Dienstag auf Instagram die Daten seiner Trainingsfahrt: 231 Kilometer und 4335 Höhenmeter. Zum Vergleich die Königsetappe der Tour de Suisse von Fiesch VS nach La Punt GR: 211 Kilometer und 4710 Höhenmeter. Ach ja: Bei seinem Mammut-Training gönnte sich Evenepoel zwischendurch Eclairs und Reisküchlein vom Bäcker als Stärkung.
Schmid: «Er ist motiviert»
Was das heisst, ist klar: Evenepoel ist wohl bereit für die Tour de Suisse – physisch, aber auch mental. Mauro Schmid (23), sein Schweizer Teamkollege bei Quick-Step, sagt: «Corona hat Remco schon zurückgeworfen – die Frage ist, wie stark. Aber er ist motiviert und will versuchen, aufs Gesamtklassement zu fahren.»
Tatsächlich ist die Tour de Suisse in diesem Jahr wie gemacht für Evenepoel – vor allem wegen der beiden Zeitfahren gleich zu Beginn und ganz am Ende. «Stimmt, der Parcours passt», weiss Schmid.
Kein weiteres Duell mit Roglic
Einen Showdown zwischen Evenepoel und Giro-Sieger Primoz Roglic (33, Slo) wird es in der Schweiz nicht geben. Der Ex-Skispringer steht nicht auf der Jumbo-Liste für die Tour de Suisse – auch nicht als Reserve. Ist der Weg für Evenepoel also frei? Ab Sonntag gibts die ersten Antworten.