Marc Hirschi ist 13 Jahre alt, als er merkt: Fussball spielen und Velo fahren, das ist zu viel. Er findet neben der Schule schlicht die Zeit nicht mehr, um beide Sportarten auszuüben. Und so entscheidet er sich für den Radrennklub Bern und gegen den FC Bolligen.
«Das fiel mir schwer, denn ich habe viele Jahre getschuttet. Mit meinem jüngeren Bruder Fabian, aber auch mit den Freunden der Schule. Es hätte mich gereizt, zu sehen, wie weit ich es Fussball gebracht hätte.»
Beim «Veryoungboysen» dabei
Vielleicht bis ins Wankdorf? Hirschi ist seit seiner Kindheit grosser YB-Fan, winkt aber ab: «Ich lief das Spielfeld rauf und runter, die Ausdauer war meine grosse Stärke. Aber technisch war ich nicht besonders beschlagen.» Wir treffen den Mann, der zuletzt die Ungarn-Rundfahrt gewinnen konnte, im Stadion des Schweizer Fussballmeisters. Dabei schwelgt er in Erinnerungen. «Als Knirps besuchte ich zuerst mit meinem Grossvater, dann mit meinem Götti die Spiele. Mein Bruder war auch dabei, es war mega cool. Später war ich ein grosser Fan von Seydou Doumbia – er schoss nicht nur viele Tore, sondern bot auch viel Spektakel. Der einzige Wermutstropfen war, dass YB nie den Titel gewinnen konnte.»
Tatsächlich wurde YB von 2014 bis 2017 dreimal Liga-Zweiter. Dazu verpasste man es im Cup regelmässig, die Serie vieler titelloser Jahre zu beenden. Der Begriff «veryoungboysen» war allgegenwärtig. Als die Berner 2018 nach 30 Jahren endlich die Meisterschaft gewinnen konnten, war dies auch für Hirschi eine Erlösung. Im Stadion war er nicht mehr. «Ich war auf dem Weg, Profi zu werden, und hatte keine Zeit. Aber ich habe mich trotzdem riesig gefreut.»
Einlaufkind mit Luzern-Spieler
Wir betreten den Kunstrasen des Wankdorf-Stadions. «Ich war erst einmal hier, als Einlaufkind. Bei einem Match gegen Luzern – leider war ich einem FCL-Spieler zugeteilt und musste mit ihm auf den Platz», erinnert er sich schmunzelnd. Dann zeigt der UAE-Emirates-Profi, dass er durchaus noch immer Ballgefühl hat. Nachdem YB sein erstes Training im Hinblick auf den Cupfinal beendet hat, schnappt er sich einen Ball und jongliert gekonnt. Dann nimmt er die Herausforderung, vom Penaltypunkt die Latte zu treffen, an. Zwei der fünf Versuche landen an der Latte. «Damit kann ich leben.»
Bleibt die Frage: Gewinnt YB den Cupfinal am Sonntag gegen Lugano? «Ich hoffe es doch.» Wie so oft in den letzten Jahren wird Hirschi dabei, aber nicht mittendrin sein. «Ich fahre noch ein Rennen in Italien und sitze dann wohl im Auto zurück in Richtung Schweiz. Weil ich nicht selbst fahren muss, kann ich mir das Spiel aber auf dem Handy anschauen und die Daumen drücken.»