Küng heiss auf Flandernrundfahrt
«Dann sage ich mir, alle sind am Arsch»

Stefan Küng (27) erklärt vor der Flandernrundfahrt am Sonntag, wie er mit Schmerzen umgeht und warum super Beine am Start kein gutes Zeichen sind.
Publiziert: 02.04.2021 um 13:31 Uhr
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Aktualisiert: 26.04.2021 um 15:52 Uhr
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Stefan Küng im Element: Er liebt die Frühjahresklassiker, weiss aber auch, wie brutal sie sein können.
Foto: Getty Images
Mathias Germann

Heiri Suter (1923) und Fabian Cancellara (2010, 2013, 2014) sind die einzigen Schweizer Sieger der Flandernrundfahrt. Kommt am Sonntag ein Dritter dazu? Die grössten Chancen hat Stefan Küng (27). Er zählt zwar nicht zu den Top-Favoriten, doch genau das spielt ihm in die Karten. «263 Kilometer, 20 Anstiege, Kopfsteinpflaster – es kann sehr viel passieren», weiss Küng.

Der Thurgauer ist gut drauf und geht als Leader seines Teams Groupama-FDJ in diesen belgischen Klassiker, der zu den fünf grossen Monumenten des Radsports zählt. «Ich habe im Winter gut gearbeitet und auch das Selbstvertrauen stimmt», sagt er.

Super Beine am Start? Kein gutes Zeichen

Gleichzeitig weiss Küng: Um die Superstars Mathieu van der Poel (Ho), Wout van Aert (Be) und Julian Alaphilippe (Fr) zu schlagen, braucht es nicht nur eine heroische Leistung, sondern auch Glück. «Diese drei stehen eine Stufe über allen anderen, sie sind unglaublich gut. Es könnte aber auch eine Chance sein, dass sie sich ständig gegenseitig belauern oder kaputt fahren. Dann gilt es, parat zu sein», so Küng.

Und wie will er dies anstellen? Klar, die Energie muss von Kilometer Null an da sein – würde man denken. «Stimmt nicht. Wenn deine Beine beim Start super sind, läuft es später meistens nicht so gut», so Küng.

Er vergleicht die Situation mit einem Theaterstück. «Die Spannungskurve muss sich langsam aufbauen. Wer schon zu Beginn geladen ist, verpufft seine Kraft meistens viel zu früh. Es ist wichtig, sorgfältig zu sein und jeden überflüssigen Tritt zu vermeiden. Der Höhepunkt des Schauspiels kommt schliesslich erst gegen Ende – dann muss man alles raushauen.»

Stopp! Hör auf! Und dann gehts weiter...

Küng stellt sich auf qualvolle Stunden im Sattel ein. «Nicht nur die Streckenlänge und das Profil sind hart. Auch die ständigen Positionskämpfe zehren extrem», erklärt er. Und ergänzt: «Irgendwann meldet sich dein Körper und sagt: Stopp! Hör auf! Ich kann nicht mehr! In diesem Moment sage ich mir: Alle sind am Arsch, nicht nur ich. Und dann geht es weiter.»

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