Die Top-Favoriten auf den Sieg bei Mailand-Sanremo sind Mathieu van der Poel (Ho), Julian Alaphilippe (Fr) und Wout van Aert (Be). Neben dem Routinier Michael Schär ist noch ein zweiter Schweizer bei der «Primavera» dabei: Stefan Bissegger. Er ist einer von drei äusserst talentierten Eidgenossen, die sich aufmachen, die Rad-Welt zu erobern.
Stefan Bissegger (22): Der «Muni» scharrt mit den Hufen. Der Thurgauer macht seinem tierischen Spitznamen alle Ehre. Zuletzt gewann er bei Paris-Nizza das Zeitfahren und besiegte Top-Stars wie Primoz Roglic (Sln) und Rohan Dennis (Aus). «Ich habe gezeigt, dass man mich auf dem Zettel haben muss», so Bissegger. Tatsächlich hat er nur einen grossen Motor, sondern ist auch selbstbewusst. Ex-Rad-Star Fabian Cancellara: «Stefan weiss, was er will und möchte es auch zeigen.» Der ehemalige Nati-Trainer Marcello Albasini kennt Bissegger seit 14 Jahren. Er findet: «Stefan ist ein wilder Draufgänger – ein in Stier, der nie aufgibt.» Ob Bissegger bei Olympia auf der Bahn oder auf der Strasse fahren wird, ist noch unklar.
Marc Hirschi (22): Legt sich der Wirbelsturm? Sieg bei der Tour de France, Sieg bei Flèche-Wallone, Bronze bei der WM: «Hurricane Hirschi» wirbelte im letzten Jahr die Rad-Welt auf. Sein kometenhafter Aufstieg bringt ihm Anerkennung, aber auch Bürden: Einerseits wird er nun an seinen Heldentaten gemessen, anderseits werden ihm die Gegner vermehrt auf dem Gepäckträger sitzen. «Alle wissen, wie stark Marc ist. Man wird ihn nicht mehr einfach so ziehen lassen», weiss Albasini. Im Winter machte Hirschi viele Schlagzeilen, er wechselte zum UAE Team Emirates in die Wüste und verdient nun geschätzt eine Million Franken (vorher 80’000) im Jahr. «Ich habe Respekt davor, dass mich die Leute wegen dem Geld nun anders wahrnehmen», sagt er. Sein Ziel sind die Klassiker, bei der Tour de France wird er sich wohl für Vorjahressieger Tadej Pogacar aufopfern.
Gino Mäder (24): Das sensible Rundfahrten-Talent. Seine Namensvetter Gino Bartali gewann dreimal den Giro (1936, 1937, 1946). «Das ist auch mein grösster Traum», sagt Mäder. Zuletzt wurde der Oberaargauer bei Paris-Nizza in der vorletzten Etappe kurz vor dem Sieg am Berg noch von Roglic (Sln) übersprintet – ein bitterer Moment. Dennoch: Mäder lieferte eine Kostprobe seines Talents ab. Für ihn ist Radfahren mehr als ein Beruf, «es ist ein Gefühl», so Mäder. Er selbst bezeichnet sich als sensiblen Menschen, der über den Sport-Tellerrand hinausschaut. «Ich verschliesse meine Augen nicht vor der Trauer und dem Leid, welches woanders herrscht», sagt er. Tour-de-Suisse-Direktor Olivier Senn: «Für mich ist Gino ein potenzieller Sieger der Tour de Suisse.»