Er ist der haushohe Favorit. Er ist der Gejagte. Er ist der Fahrer, auf den jeder achtet. Und dennoch kann niemand Mathieu van der Poel (29) stoppen. Warum nicht? Natürlich, weil der «fliegende Holländer» seinem Spitznamen alle Ehre macht – er donnert wie kein anderer über die mörderischen Kopfsteinpflaster von Paris–Roubaix. Aber eben auch, weil er alle überrascht!
Rückblick: Van der Poel greift in Pavé-Sektor Nummer 13 bei Orchies an, dieser nur 700 Meter langen und nicht besonders schwierigen Passage (3 von 5 Sternen) an. 59 Kilometer fehlen bis ins Ziel. Und doch wird seinen Gegnern schnell klar: «Ihn holen wir nie und nimmer mehr ein.» Zu stark ist Van der Poel, zu souverän blocken seine Alpecin-Teamkollegen alles Gegenattacken ab. Sein Vorsprung am Ende: 3 Minuten. So dominiert hat keiner seit Johan Museeuw (Be) vor 22 Jahren.
Van der Poel: «Fühlte mich unglaublich»
Damit passiert in der Hölle des Nordens, die wegen trockener Strassen gar nicht mehr so höllisch sind, was alle Nicht-Holländer befürchtet hatten: Wie schon zuletzt bei der Flandernrundfahrt regiert in der Schlussphase Langeweile.
Van der Poel muss das nicht kümmern. Er gewinnt innert einer Woche das nächste Rad-Monument – Fabian Cancellara war 2013 der Letzte, der dieses Kunststück schaffte. «Der Angriff so früh war nicht geplant, ich wollte das Rennen einfach hart machen. Ich fühlte mich unglaublich und habe die Zieleinfahrt sehr genossen», so der Weltmeister.
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Zum zweiten Mal triumphiert Van der Poel im Vélodrome von Roubaix. Drei Siege feierte einst Cancellara (2006, 2010, 2013). «Mathieu wird mich wohl ein- und vielleicht auch bald überholen. Was er mit einem Team in den Klassikern aufführt, ist grosser Sport», so der heutige Boss des Teams Tudor.
Küng: Dritter, Fünfter und wieder Fünfter
Zurück zur Aktualität: Wie erwartet sind die beiden Stefans aus dem Thurgau die besten Schweizer. Bissegger (Rang 26, +6:28 Minuten) ist 100 Kilometer vor dem Ziel vorne dabei, erleidet dann zweimal einen Defekt und wird abgehängt.
Bester Radgenosse ist darum einmal mehr Stefan Küng (30) – nach den Plätzen 5 (2022) und 3 (2023) wird er erneut Fünfter (+3:15). Warum? Weil er 12 Kilometer vor dem Ziel eine Schwäche erleidet – aber wohl auch, weil die Vorbereitung nach einem Sturz in Flandern nicht ideal war.