Die Offenheit, mit der Robert Dill-Bundi (63) im Sonntagsblick 2018 über sein bewegtes Leben sprach, beeindruckte. Nun schaut er auch in der «Sonntagszeitung» auf seine Schicksalsschläge zurück. «Ich lebe am Existenzminimum», sagt er. Hohe Schulden würden ihn plagen, fährt er fort. Doch das ist längst nicht alles.
Rückblick. Als Dill-Bundi 1980 Olympiasieger in der Einerverfolgung über 4000 Meter wird, ist er auf dem Höhepunkt. Doch schon bald wendet sich das Blatt. Mit 41 lässt er einen Hirntumor entfernen, zwei Jahre danach muss er nochmals unters Messer. Oder wie er es sagt: «Wieder Deckel aufschneiden, wieder raus mit dem Sauhund.» Er hat einige Jahre Ruhe, doch 2006 ist der Krebs wieder da. Die Ärzte meinen zunächst, es gebe keine Hoffnung mehr. Doch Dill-Bundi kämpft und leidet, so wie früher auf dem Rad. Er nimmt an einer schmerzhaften Elektrotherapie teil – sie schlägt an. 2016 wird ein vierter Hirntumor entdeckt, die nächste Operation folgt. In der Summe wurden 30 Prozent seines Gehirns entfernt.
«Sonst nimmt man den Strick»
Heute geht es dem Walliser aus Chippis den Umständen entsprechend gut – zumindest körperlich. Die Vergangenheit setzte ihm aber zu. Dill-Bundi gibt offen zu, während Sechstagerennen Amphetamine geschluckt zu haben. «Fast alle haben damals etwas genommen», sagt er über die 80er-Jahre. So weit, so gut – oder eben nicht.
Mehr zu kämpfen als mit seinem Doping-Missbrauch hat Dill-Bundi mit dem Autounfall, den er 2013 verursachte. «Es war ein komplettes Blackout», sagt er. Was war passiert? Dill-Bundi sorgte für eine Massenkarambolage in Aigle. Sieben Personen wurden verletzt, er bracht sich das Brustbein. Das Gericht sprach ihn schuldig, Dill-Bundi musste eine bedingte Geldstrafe zahlen. «Ich versuche, das zu verdrängen. Sonst dreht man durch und nimmt den Strick», sagt er heute.
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Alptraum mit Ehefrau
1988 beendete Dill-Bundi seine Karriere. Zu seinem Alptraum nach der Karriere gehört auch das Kapitel um seine zweite Frau Yamila. Die Kubanerin ist 22 Jahre jünger und betrog ihn systematisch. Sie nahm ihm etwa 350'000 Franken ab, schätzt Dill-Bundi. «Ich fiel voll auf sie herein, aber so was von. Ich war blind. Einfach blind.» 2013 liess er sich von Yamila scheiden.
Dill-Bundi lebt heute in einer Zweieinhalb-Zimmer-Wohnung in Savièse. Jammern will er nicht. «Es gibt immer einen nächsten Tag», sagt er. Und ergänzt: «Das Leben ist immer lebenswert. Der Kampf lohnt sich.» (red)