Der erste Gino seit Bartali
Das sagt Mäder zu seinem Etappensieg am Giro

Endlich wieder ein Gino als Sieger beim Giro d'Italia! Sein ganzer Name: Gino Mäder. Der Schweizer lässt die Azzurri von früher träumen.
Publiziert: 13.05.2021 um 20:22 Uhr
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Aktualisiert: 14.05.2021 um 12:57 Uhr
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Was für ein Sieg, was für ein Gefühl! Gino Mäder gewinnt beim Giro d'Italia solo.
Foto: keystone-sda.ch
Mathias Germann

Gino Bartali. Dieser Namen löst bei jedem Italiener besondere Emotionen aus. Auch heute noch. Nicht nur, weil er zweimal die Tour de France (1938, 1948) und dreimal den Giro d'Italia (1936, 1937, 1946) gewann. Nein, die Bedeutung Bartalis geht weit über Radsport hinaus. Er riskierte während des zweiten Weltkriegs sein Leben und bewahrte geschätzt 800 Juden vor der Deportation und damit vor dem Tod.

Gewiss, das ist lange her. Und Bartali (1914-2000) schon lange verstorben. Und doch denken viele italienische Radfans derzeit wieder an ihn. Warum? Weil erstmals seit Bartali wieder ein Gino eine Giro-Etappe gewinnt – Gino Mäder. Der 24-jährige Oberaargauer siegt nach 160 nassen Kilometern bei der Bergankunft in Ascoli Piceno. Nicht irgendwie, sondern solo. Im grossen Stil also – so wie Bartali früher. Mäder: «Es ist eine Ehre, den gleichen Namen zu haben wie eine solche Legende des Radsports. Ich werde wohl nie das erreichen, was er schaffte, aber ich geniesse diesen Moment.»

Die Angst kurz vor dem Ziel

Doch wie schafft Mäder den grössten Coup seiner Karriere? Rückblick. Am Vortag stürzt sein Leader, der Spanier Mikel Landa (31), schwer. Der Giro-Mitfavorit bricht sich das Schlüsselbein und mehrere Rippen. Auch für Bahrain-Victorious-Fahrer Mäder ist es ein harter Schlag. Gleichzeitig erhält er nun ungeahnte Freiheiten, die er nutzt. «Heute bin ich für Mikel gefahren, ich habe alles in diese Flucht gelegt», so Mäder.

Dabei reisst er früh mit einer Gruppe aus und lässt 3,3 Kilometer vor dem Ziel seine letzten Begleiter stehen. Von hinten braust aber ein Schnellzug um Superstar Egan Bernal (Kol) heran. «Ich dachte, sie holen mich schon wieder ein», gesteht Mäder. Was er andeutet: Schon bei Paris-Nizza wurde er wenige Meter vor der Ziellinie überholt – damals von Primoz Roglic (Sln). Doch diesmal klappts, Mäder wird endlich belohnt. «Ein super Gefühl», sagt er.

Und was bleibt für die Zukunft? Vielleicht die Hoffnung, dass Mäder eines Tages eine grosse Rundfahrt gewinnt. «Am liebsten den Giro», sagt er selbst. Die Italiener würden ihn wohl definitiv ins Herz schliessen.

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