Er mag Mathematik, gilt als sensibel und bewunderte früher «Uri-Stier» Bruno Risi. Vor allem aber ist Gino Mäder Etappensieger beim Giro d’Italia! «Ich hatte am Abend 180 Nachrichten auf meinem Handy», erzählt der Oberaargauer am Tag nach seinem grossen Coup. Schlafen konnte er trotzdem – ganze neun Stunden. «Ich war so glücklich, aber auch müde. Kurz nach Mitternacht fielen mir die Augen zu.»
Der 24-Jährige ist neben Marc Hirschi (22) das Rundfahrtentalent der Schweiz. Die beiden kennen sich gut, in der Jugend waren sie oft gemeinsam unterwegs – auch mit dem dritten Schweizer Newcomer, Stefan Bissegger (23). Nun hat auch Mäder wie seine Kumpels den erstens Profi-Sieg auf dem Konto. In Ascoli Piceno siegt er solo nach einem wilden Ritt durch Regen, Kälte und über vier Berge.
«Verschliesse meine Augen nicht»
Mäder betont, dass der Giro für ihn schon jetzt ein Erfolg sei. Er hofft, das Bergpreistrikot noch lange zu verteidigen. «Ich liebe dieses Rennen, die widrigen Bedingungen machen mir nicht viel aus. Es taugt mir, wenn man Grinta zeigen muss.» Grinta? Das Wort steht für Entschlossenheit, Mut und Kampfgeist.
Davon hat Mäder genug. Gleichzeitig schaut er auch über den Rad-Tellerrand hinaus. «Ich verschliesse meine Augen nicht vor der Trauer und dem Leid, das woanders herrscht. Noch bin ich nicht in der Position, in der meine Stimme Gewicht hat. Sollte sich dies ändern, würde ich aber schon meine Meinung öffentlich sagen – auch zu politischen Themen», sagte er unlängst.
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Trotz seines Höhenflugs hat Mäder derzeit ein Problem. «Ich habe kein Buch mehr. Zuletzt las ich ‹Eine kurze Geschichte der Zeit› von Stephen Hawking. Es gefiel mir so, dass ich es schon fertig habe», so Mäder schmunzelnd. Wetten, dass er auch dafür eine Lösung findet?