Das wird bei der Tour 2020 anders
Keine Küsschen, keine Wohnmobile, aber Fans

Die Tour de France muss stattfinden. Egal wie. Nun erklärt Tour-Boss Christian Prudhomme, wie sie 2020 aussehen könnte.
Publiziert: 28.06.2020 um 19:36 Uhr
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Aktualisiert: 14.07.2020 um 15:12 Uhr
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Keine Küsschen für Top-Favorit Egan Bernal: Der Kolumbianer wird bei der Tour de France auf dem Podium nicht geknutscht werden.
Foto: AFP
Mathias Germann

Die Tour de France ist die Milchkuh des Radsports. 70 Prozent des Werbewertes eines ganzen World-Tour-Jahres wird in den drei Wochen, in welchem die Helden der Landstrasse durch Frankreich fahren, generiert – so die Schätzung. In normalen Jahren bringt das Rad-Spektakel etwa 300 Millionen Franken. Diesmal dürfte der Wert wegen Corona geringer ausfallen. Umso entscheidender ist für Teams, Sponsoren und Organisator ASO, dass die Tour tatsächlich durchgeführt wird. Geplant ist sie vom 29. August bis 20. September. Ein grosses Rätsel bleibt aber: Wie wird die Tour 2020 aussehen?

Eine Geister-Tour gibt es nicht

«Es wird nicht das beste Jahr für Autogrammjäger werden», prognostiziert Tour-Boss Christian Prudhomme gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Er meint es im Scherz – obwohl es wenig zu scherzen gibt. Die Corona-Krise traf und trifft Frankreich hart. Und niemand weiss, ob und wie stark eine zweite Welle folgt. «Einzelheiten werden deshalb Ende Juli und Anfang August festgelegt», so Prudhomme.

Gleichzeitig gibt er Einblick in die derzeitigen Pläne. Selbstredend würde es auf dem Podium keine Küsschen der Ehrendamen geben. Auch Umarmungen sind tabu. An eine Geister-Tour verschwendet Prudhomme jedoch keine Gedanken. «Die Zuschauer werden zur Tour kommen dürfen, aber es wird wahrscheinlich strenge Vorschriften und eine Vorauswahl geben.» Was das heisst? Prudhomme: «In den Bergen zum Beispiel bevorzugen wir diejenigen, die zu Fuss, mit dem Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen.»

Wie wird kontrolliert?

Für Wohnwagen-Fans bedeutet das nichts Gutes. Gleichzeitig stellt sich die Frage, wie man die oft mehrere Tage vorher im Camper anreisenden Tour-Fanatiker davon abhalten will, an der Passstrasse zu übernachten. Werden sie weggewiesen? Gibt es Bussen? Und überhaupt: Wie viele Zuschauer dürfen sich auf engem Raum aufhalten? Es sind Fragen über Fragen, die noch ungeklärt sind.

Für Prudhomme ist vor allem wichtig, dass die TV-Stationen bedient werden. Und dass die Werbekarawane nicht stillsteht. «Sie wird noch etwa 100 Fahrzeuge haben, also etwa 60 Prozent im Vergleich zu den Vorjahren», sagt er. Die Wirtschaftskrise trifft auch die übermächtige Tour de France – zum Erliegen bringt sie sie aber nicht.

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