Der «Kannibale» hat keinen Hunger mehr. 75 Jahre alt wird Rad-Legende Eddy Merckx heute Mittwoch. Und er ist froh, dass die Feier wegen dem Coronavirus in aller Stille ausfällt. Vom Jubel und Trubel hat der Nationalheld Belgiens längst genug.

«Manchmal ist es zuviel, die Selfies und Interviews ohne Unterlass. Es ist schwierig, hier in Belgien Eddy Merckx zu sein», sagte der erfolgreichste Fahrer der Geschichte, als er anlässlich der Tour de France 2019 in Brüssel gefeiert wurde.

Nach schwerem Sturz wieder fit

Merckx kann sich auch aufgrund diverser körperlichen Wehwehchen nicht mit dem Altern anfreunden. 2014 ein Eingriff am Herzen. 2019 ein schwerer Rad-Sturz. Merckx fiel auf den Kopf, lag daraufhin kurzzeitig auf der Intensivstation.

Mittlerweile geht es ihm aber wieder gut, wie er dem «Kölner Stadt-Anzeiger» versichert. «Im Augenblick muss sich niemand um mich Sorgen machen. Ich fahre längst schon wieder Fahrrad, und zwar viel», sagt Merckx. Zwei, dreimal die Woche fahre er aus. Jeweils Runden von 50 bis 70 Kilometer.

Das Fest heute begeht er daheim in Belgien im Kreise der Familie. «Meine Tochter und meine Enkel werden da sein, meine Frau natürlich auch, ein Freund und meine Schwester werden auch da sein. Wir werden was Schönes zusammen essen.»

Erfolgreicher war keiner

Essen, dass war früher seine Hauptbeschäftigung auf dem Rad. Reihenweise verschlang er Siege und wurde zum radsportlichen Allesfresser.

Er gewann in seiner Karriere je fünf Mal die Tour de France und den Giro d'Italia, sieben Mal triumphierte er bei Mailand-Sanremo. Alle weiteren Klassiker gewann er mindestens zweimal, wurde dreimal Profi-Weltmeister und stellte 1972 in Mexiko-Stadt mit 49,431 Kilometern einen Stunden-Weltrekord auf.

Schier unglaubliche 525 Siege fuhr Merckx zwischen 1966 und 1978 auf der Strasse ein - bis heute eine unerreichte Marke.

Mehr als nur Siege gefressen

Doch es gibt auch bei Merckx eine Schattenseite. 1969 wurde er unter bis heute dubiosen Umständen wegen Dopings vom Giro ausgeschlossen. Merckx beteuerte seine Unschuld, seine Sperre wurde vor der folgenden Tour – die er dominierte – aufgehoben.

Zwei weitere positive Tests folgten 1973 und 1977, und spätere Enthüllungen zeigten: Der Kannibale hat weit mehr als nur Siege gefressen. (sid/sda/sme)