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Absurde Situation an der Rad-WM
Gold für Platz 2, 5 oder 10? Das ist in Zürich möglich

Einige schütteln darüber den Kopf, andere sind enttäuscht: Das Strassenrennen der Frauen findet gemeinsam mit jenem der U23 statt. Das WM-OK hätte es auch anders gewünscht – weil der Zeitplan aber so dicht ist, geht es nicht anders.
Publiziert: 27.09.2024 um 23:10 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2024 um 13:57 Uhr
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Ein WM-Titel, obwohl man als 20. über die Ziellinie kommt? Das ist in Zürich möglich.
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Mathias GermannReporter Sport

Es mag nach dem Tod von Nachwuchsfahrerin Muriel Furrer (†18) unbedeutend erscheinen. Aber das Frauenrennen vom Samstag sorgte im Vorfeld für ziemlich Wirbel. Denn stellen Sie sich vor, Sie erreichen bei einem Velorennen die Ziellinie an zweiter Stelle. Silber – nicht schlecht, oder? Bei der WM in Zürich könnten Sie damit aber auch Gold holen. Oder für Platz 5, 10 oder 20. Wie ist das möglich?

Der Hintergrund: Die U23- und die Elite-Kategorie bestreiten ihr Strassenrennen gemeinsam. Sie fahren zusammen los, bewegen sich im gleichen Peloton, greifen an und kontern. Am Ende werden aber gleich zwei Medaillensätze vergeben – einen für die U23- und einen für die Elite-Kategorie. Sie könnte also als 20. die Ziellinie überqueren und wäre Weltmeisterin, wenn keine der 19 Fahrerinnen vor ihr in der U23-Kategorie gemeldet wäre. 

Im Fall von Linda Zanetti stellt sich die Frage: Muss die Tessinerin als Helferin für ihre Elite-Teamkolleginnen schuften oder darf als U23-Fahrerin ihre eigene Karte spielen? «Wir müssen spontan entscheiden. Sollte ich schon früh im Rennen keine guten Beine haben, werde ich helfen. Ist es umgekehrt, darf ich vielleicht selbst etwas versuchen», sagt sie.

«Es ist einfach schade»

Wie alle Athletinnen, mit denen Blick spricht, ist auch Zanetti der Meinung, dass es viel besser wäre, zwei separate Rennen zu bestreiten. «Es ist ein ziemliches Durcheinander und für die Zuschauer schwierig zu verstehen.»

Zwar ist die Zusammenlegung verschiedenen Kategorien vor allem bei nationalen Titelkämpfen üblich – bei einer WM löst es aber kollektives Kopfschütteln aus. Elise Chabbey (31), einer der Schweizer Trümpfe in der Elite, meint: «Es ist einfach schade.» 

Das findet auch Olivier Senn. Vor einigen Tagen sagte er zu Blick: «Mir gefällt das auch nicht. Aber wir haben schlicht keinen Platz im Zeitplan, um noch ein eigenes U23-Frauenrennen durchzuführen», sagt der sportliche Leiter der WM. Er öffnet seinen Laptop, zeigt Blick die volle Excel-Tabelle und fragt: «Wir sind täglich von morgens um 8 bis abends um 17:30 Uhr voll mit Trainings und Rennen.»

Tatsächlich füllt die erstmalige Inklusion der Para-Athleten den Zeitplan bis zum Rand, gibt es doch dort sehr viele Unterkategorien mit teilweise sehr geringer Teilnehmerzahl. Ein Beispiel gefällig? Beim Zeitfahren H1 der Frauen nahmen nur zwei Athletinnen teil, im H2 waren es nur drei – Medaillen waren hier garantiert.

Immerhin: Bei der WM 2025 in Kigali (Ruanda) werden die U23-Frauen selbst ein Rennen bestreiten. Neu ist dann ganz generell, dass World-Tour-Athleten bei der WM nicht mehr in der U23 antreten dürfen.

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