Immer wieder muss sie bei null anfangen. Eine Notfalloperation jagt die nächste, denn ihr reisst mehrmals die Blase. Romy Tschopp (31) ist eine Schweizer Para-Snowboarderin. Sie wurde mit einem offenen Rücken geboren, das heisst, sie ist inkomplett querschnittsgelähmt. Auch jetzt muss sie wieder operiert werden. Doch dieses Mal ist es anders. Dieses Mal ist die Operation lange geplant, denn Tschopp hätte gerne eine permanente Lösung für ihre Inkontinenz.
Flavia Reinhard begleitet die Paralympionikin mit ihrer Kamera auf jedem Schritt dieses Weges und kreiert so eine emotionale TV-Dok, die unter die Haut geht. SRF2 zeigt «Romy: Rising Beyond Limits» am Donnerstag um 22.10 Uhr. Tschopp, die die Freiheit und Unabhängigkeit, die sie beim Snowboarden fühlt, über alles schätzt, wird über mehrere Monate dabei gefolgt, wie sie ebendiese Freiheit aufgeben muss, nur um sie sich dann mit harter Arbeit zurückzuerkämpfen.
Ein unschönes Bild der Realität
Es ist ein Film, der die Widerstandskraft dieser Frau eindrücklich einfängt. Man sieht Tschopp selbst mit brechender Stimme von ihrer Angst vor der Operation erzählen, und man sieht ihren Ehemann Gregor, wie er versucht, sie so gut wie möglich zu unterstützen. Der Abschied der beiden vor der OP ist herzzerreissend, denn auch nach dem überstandenen Eingriff wird Tschopp nicht sofort nach Hause zurückkehren, sondern mehrere Wochen in der Rehabilitation verbringen.
Man sieht den Snowboardtrainer der Spitzenathletin, wie er mit Tränen in den Augen von ihrer engen Verbindung spricht, und man sieht, wie Tschopp die Spritze für die Vollnarkose bekommt. Man sieht die blutige Realität einer so grossen OP und wie die Sportlerin unter Schmerzen danach sogar das Laufen neu erlernen muss.
«Das ist so demütigend»
«Das ist so demütigend», erzählt sie im Krankenhaus mit brechender Stimme. Die Nebenwirkungen der Medikamente führen zu Brechreiz und Inkontinenzproblemen, bei denen sie auf das Krankenhauspersonal angewiesen ist, wie sie erklärt. «Auch wenn es die Leute hier super machen, ist es trotzdem so unangenehm, das auszuhalten.»
Doch auch für die schönen und sanften Momente wird in der 45-minütigen Dok Zeit genommen. Romy und ihr Ehemann Gregor Tschopp, wie sie zu Hause zusammen kochen und wie sie Hände haltend durch das Spital spazieren. Er zu Fuss, sie im Rollstuhl. Und als sie in der Reha ist und er ihr ein Fotobuch zukommen lässt, könnte ihr Lächeln, trotz der anstrengenden letzten Wochen, nicht strahlender sein.
Als Romy Tschopp dann zum ersten Mal seit Monaten wieder auf dem Snowboard steht und die Musik im Hintergrund anschwillt, ist der Moment an Emotionalität kaum zu übertreffen. Vor einem atemberaubenden Bergpanorama sieht man, was man zwischenzeitlich schon nicht mehr für möglich hielt. Die Para-Sportlerin ist wieder in ihrem Element und steht auf dem Board.