«Wohin gehen wir? Paris!» Der Jubel der feiernden Basketballer des Südsudans hat historische Züge. Auf beeindruckende Weise sicherte sich das junge ostafrikanische Land letzten September an der WM das Olympia-Ticket. Und jetzt das: Seit der Auslosung am Dienstag ist klar, dass im Juli die glanzvollen Duelle mit den US-Titelverteidigern und Serbien, wohl mit NBA-Superstar Nikola Jokic, anstehen.
Olympia in Paris. Endlich kommt so etwas wie Vorfreude im krisengeschüttelten Land auf, das gemäss «Handelsblatt» das drittärmste der Welt ist. Der Südsudan, erst seit 2011 ein eigenes Land, wurde auch nach der Unabhängigkeit durch Bürgerkriege, Nahrungsknappheit und Überschwemmungen heftig zurückgeworfen.
Millionenvertrag bei Los Angeles Lakers
Vor sieben Jahren trug der Südsudan überhaupt erst ein offizielles Länderspiel aus. An seiner ersten WM war das Land sogleich die beste Nation Afrikas, schlug unter anderem China.
Hinter dem Erfolg steckt auch einiges an Nordamerika-Erfahrung. Der 2,06-m-Hüne Wenyen Gabriel (26) war letzte Saison Stammspieler bei den Los Angeles Lakers, Teamkollege von Superstar LeBron James, verdiente gemäss «Spotrac» 1,6 Millionen Franken, spielte diesen März für die Memphis Grizzlies.
Carlik Jones (26) kommt auf 12 NBA-Spiele. Er lief im Herbst bei den Chicago Bulls in Testpartien auf, zog dann nach China. An der WM trug er sich fast in die Geschichtsbücher ein: Nur ein Rebound fehlte dem Südsudanesen zum allerersten Triple-Double in der WM-Historie. Und der 17-jährige Khaman Maluach, der noch auf dem Heimatkontinent spielt, ist einer der Top-Kandidaten für den NBA-Draft 2025, bereits 2,16 Meter gross und steht für das grosse Basketball-Potenzial im Land.
Eine NBA-Legende auf Mission
Die grösste Nummer ist aber der Verbandspräsident und Assistenztrainer, Luol Deng (38). «Ich glaube, wir sind das erste Team in der Geschichte, das es ohne Indoor-Platz an die WM geschafft hat», so die NBA-Legende noch vor der Paris-Quali zu olympics.com. Als Flüchtling aus dem heutigen Südsudan spielte er 15 Jahre lang in der besten Liga der Welt, kassierte gemäss «Spotrac» über 140 Millionen Franken, in seinen Spitzenzeiten bei den Los Angeles Lakers bis zu 16 Millionen pro Jahr.
Die ehemaligen Millionenverträge der Stars stehen im krassen Kontrast zur schlimmen Situation im Land. Die Journalistin und Afrika-Expertin Sira Thierij war vor Ort und berichtete im Podcast «55 Countries» von einem Bürgerkrieg, der zwei Jahre nach der Unabhängigkeit ausgebrochen sei, 400'000 Menschenleben kostete und Millionen in die Flucht trieb. Nach dem Friedensabkommen 2018 sei die Lage immer noch extrem instabil. Sie habe wenig gesehen, das Hoffnung gebe. Etwas sei eine Ausnahme: der Basketball.
Als Hoffnungsträger hat die südsudanesische Basketball-Nati den Spitznamen «die leuchtenden Sterne». Sie werden im Juli in Paris für das drittärmste Land der Welt funkeln.