Kühnes Projekt für Paris 2024
Wie es OL-Champion Kyburz an den Olympia-Marathon schaffen will

Matthias Kyburz (am 5. März 34) hat als Orientierungsläufer fast alles gewonnen, das es zu gewinnen gibt. So geht der Waldkönig in diesem Frühling neue Wege. Und diese führen nach Paris!
Publiziert: 06.03.2024 um 12:12 Uhr
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Aktualisiert: 07.03.2024 um 08:01 Uhr
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Hat grosse Visionen: Orientierungsläufer Matthias Kyburz, der auf die Strasse umsteigt.
Foto: Urs Lindt/freshfocus
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Simon StrimerReporter & Redaktor Sport

Es wäre der OL-ympia-Wahnsinn! Sein Plan war einfach, mal etwas anderes zu machen. Mal einen Marathon zu bestreiten. Dann ist daraus etwas Grosses entstanden. OL-Champion Matthias Kyburz (am 5. März 34) erklärt im Gespräch mit Blick, wie er auf den 42,195 km Asphalt als Quereinsteiger an die Olympischen Spiele nach Paris will – und dabei zum drittschnellsten Marathon-Schweizer der Geschichte werden würde.

Kyburz hat eine einzige Chance, die hochgesteckte Olympia-Limite von 2:08:10 zu unterbieten: beim Paris-Marathon am 7. April. Von seinen Landsmännern war erst der bereits qualifizierte Tadesse Abraham (41) und Viktor Röthlin (49) jemals so schnell. Geht es auf, bereitet sich der Fricktaler bis im August auf das Olympia-Rennen vor. Geht es nicht auf, steigt er im Mai in die OL-Saison ein.

Fast 20 km/h über 2 Stunden – das sagt Marathon-Legende Röthlin

Es ist ein kühnes Projekt – Ausgang ungewiss. Noch nie hat Kyburz einen Marathon bestritten. Und dennoch hat der eigentliche Orientierungsläufer mit acht WM-Titeln auf der härteren, monotoneren Unterlage eine Chance. «Sonst hätte ich nicht zugesagt», sagt Marathon-Legende Röthlin, der ihn beim Projekt betreut, zu Blick. «Aber man muss realistisch sein. Am Tag X muss alles zusammenpassen, auch Faktoren, die er nicht beeinflussen kann.» Das Wetter zum Beispiel. Oder ob andere ebenfalls diese Zeit anstreben und mit ihm eine Gruppe bilden.

Dieser besagte Tag X, der 7. April in Paris, rückt immer näher. Um bestmöglich vorbereitet zu sein, stellte Kyburz sein Training um. Auf dem Plan steht Woche für Woche: Insgesamt 180 km laufen, bei unterschiedlicher Intensität, dazu 4 Stunden Krafttraining für Beine und Rumpf. Einige Profiläufer trainieren noch mehr. Aber Kyburz und Röthlin legen den Fokus lieber auf drei Schlüsseltrainings, die dafür hochstehend sind. «Ich habe eine gute Basis nach rund 14 Jahren Spitzensport», sagt Kyburz.

Röthlin, der als Elite-Läufer 27 Marathons bestritt und 2010 Europameister wurde, schwärmt von ihm. Er hat ihn beim Projekt erst so richtig kennengelernt: «Ich war von Anfang an optimistisch. Aber als das Training angefangen hat, da war ich nicht nur überrascht, sondern begeistert!» Und dennoch: Er ist begeistert, wie Kyburz das Projekt anpackt, aber realistisch, was die Zeit angeht. 19,8 km/h müsste Kyburz über die gut zwei Stunden auf dem Tacho haben. Nicht wenige von uns wären sogar mit dem Stadtvelo langsamer.

Die erste Standortbestimmung ist ein überlegener Sieg

Für Kyburz läuft es aktuell planmässig. Der Reusslauf Ende Februar in Bremgarten war eigentlich nur als Standortbestimmung gedacht, Zeit nebensächlich. Dennoch hat Kyburz das Rennen, bei dem auch andere ambitionierte Läufer dabei waren, mit über einer Minute Vorsprung gewonnen. Schnitt: 20,7 km/h auf der kurvigen 10-km-Strecke. Ungewiss bleibt, ob er die Pace über die gut 42 Kilometer halten kann.

Noch hat Kyburz einen Monat Zeit bis zu seinem Tag der Wahrheit. Der Läufer aus Möhlin wäre nicht der erste Sportler aus der Aargauer Gemeinde, der in einer Weltstadt reüssiert. Der Fussballer Ivan Rakitic ging zur selben Schule – und wurde ein Star in Barcelona. Schafft es nun Waldkönig Kyburz nach Versailles? Beim bekannten Pariser Schloss führt im Sommer der Olympia-Marathon durch. Aber zuerst muss der Quereinsteiger, ebenfalls in Paris, das Ticket dafür lösen.

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