Als Orientierungsläufer ist Matthias Kyburz eigentlich Natur gewohnt. Aber zu Corona-Zeiten, jetzt, da die OL-WM abgesagt wurde, wagt der 30-jährige Aarauer einen Weltrekordversuch auf anderem Terrain. Er will 50 Kilometer auf dem Laufband gegen die Zeit absolvieren. Dabei den neuen Weltrekord aufstellen, der knapp unter drei Stunden liegt.
Und er schafft es! Am Donnerstag Nachmittag um 17:40 Uhr läuft Kyburz in einer Oltener Lagerhalle los. Im Livestream ist er dort drei Stunden lang zu sehen – einsam rennend und schwitzend. Das monotone Geschehen wird durch Interviews mit Experten des Laufsports begleitet, unter anderem mit den Marathon-Stars Viktor Röthlin und Tadesse Abraham.
Nach 2 Stunden, 56 Minuten und 35 Sekunden ist der vierfache OL-Weltmeister im Ziel – besser gesagt sein Laufband stoppt. Kyburz braucht für die 50 Kilometer knapp eine Minute weniger als sein deutscher Vorgänger Florian Neuschwander (2:57:24 Std). Der neue Weltrekord beim Laufband-Marathon gehört jetzt einem Schweizer!
Noch völlig ausser Atem, hechelt der Rekordbrecher: «Wie erwartet war es sehr hart ab Kilometer Dreissig. Aber schön, dass ich ohne gröbere Probleme durchkam. Das ist grossartig für mich!» So leichtfüssig, wie es aus Kamera-Sicht zuweilen aussah, sei es aber nicht gewesen. «Ich fühlte mich zwar nie völlig am Limit, aber meine Beine begannen zu krampfen und mir wurde etwas schwindelig», so Kyburz, «aber ich zwang mich durch und kämpfte bis zum Ende.»
Das Projekt, das auf Initiative des OL-Nationaltrainers entstand, ist am 16. April, dem Solidaritätstag, mit einer Spendenaktion verbunden. Immerhin 6500 Franken für die Glückskette konnte der Gesamtweltcup-Sieger von 2018 so «errennen». Ausgiebige Erholung hat sich Kyburz somit redlich verdient. «Erholen ist jetzt leicht», sagt er. «Ich werde die nächsten zwei Wochen – wo sonst – zuhause auf dem Sofa sitzen und viel Schokolade essen.» Zum Abschied beendet er die Livestream-Übertragung mit den Worten: «Wir sehen uns – aber nicht mehr so schnell auf einem Laufband!»